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Rigging-Ringe können mehr

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Ein Plus beim Einsatz im Klemmknotensystem: Rigging-Ringe können viel. Aber sie können noch mehr. Der Rigging-Ring kann auch als Schutz auf der zentralen Gurtbrücke eingesetzt werden, wodurch auch ein Klemmknotensystem entsteht, das schlank, kurz und sehr flexibel ist. Eine Idee und ein Bericht von Manuel Schuster.

Rigging-Ringe finden in vielen Bereichen Anwendung. Vor allem im Rigging-System können diese Kausche gut als Seilschoner verwendet werden. Sie sorgt dafür, dass man einen größeren Umlenkradius beim Anschlagen von Rollen mit Augschlingen erhält. Die Rigging-Ringe können auch zum Abseilen von leichten Lasten verwendet werden. Dazu werden die Ringe in ein Stück Seil eingespleißt, so dass eine Art Kambiumschoner entsteht. So kann man den Rigging-Ankerpunkt auch vom Boden aus abziehen. Das spart einen Weg nach oben.

Rigging-Ringe schützen nicht nur die Riggingseile an sich, sondern auch die Seile insgesamt für die PSA. Eine schöne Anwendung ist das Abwürgen des Aufstiegsseils. Der Rigging-Ring wird dazu in den Würgeknoten eingebunden. Das hat den Vorteil, dass der Umlenkradius im Würgeknoten nicht so klein ist und die Reibung von Seil auf Seil vermieden wird.

Aber das ist noch nicht alles. Auf der Suche nach weiteren Verwendungsmöglichkeiten für die Rigging-Ringe hatte ich die Idee, dass die Kauschen auch gut als Schutz auf der zentralen Gurtbrücke funktionieren könnten. Dies ermöglicht einen sehr tiefen Anschlagpunkt am Gurt. Um dann ein Klettersystem aufbauen zu können, habe ich eine Pinto mit den Schenkeln in eine Rundschlinge gespleißt. Diese Rundschlinge kann auch gut geknotet werden. Die Rundschlinge wird dann durch den Rigging-Ring, der auf der Brücke läuft, gesteckt und mit einem Karabiner hintersichert. In den Karabiner hänge ich dann den Spleiß ein, also die laufende Seite von meinem Klettersystem.

Durch den Steg von der Pinto wird anschließend ein Klemmknoten auf das Seil gebunden. So entsteht ein Klettersystem. Damit der Rigging-Ring beim Klettern nicht aus der Brücke rutschen kann, wird ein großer Ankerring von DMM oder ISC auf die Brücke gelegt und eine Bucht aus der Brücke durch diesen gesteckt. Der Rigging-Ring wird zwischen Bucht und Ring eingehängt. (Diese Idee habe ich von Fabian Weber übernommen.) Das verhindert auch, dass der Rigging-Ring eventuell verloren geht, wenn das System ausgehängt wird. Das Klemmknotensystem, das dabei entsteht, ist sehr schlank, kurz und flexibel. Durch den Rigging-Ring hat es den Vorteil, dass nur ein kleiner Abstand zwischen stehendem und laufendem Seil existiert, so dass das Seilauge vom Kletterseil nicht durch den laufenden Strang verletzt werden kann.

Der Autor: Manuel Schuster (E-Mail)
B.Sc. Arboristik, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule, zertifiziert: RAL Gütezeichen Baumpflege

 

Weitere Artikel des Autors zu diesem Thema
Rigging Ringe von Antal: (Fast-)Alleskönner von Manuel Schuster (Freeworker Blog)

 
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Stufe um Stufe zum Optimum: „Handsfree“-Treppenaufstieg

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Immer wieder der Treppenaufstieg. Vor Jahren noch der – bestenfalls – beschmunzelte Exot, ist er heute eine anerkannte Aufstiegstechnik. Mit noch vielen Optimierungsmöglichkeiten. Er ist deshalb eine Aufstiegstechnik für innovative Tüftler. Eine weitere Stufe zum optimalen Treppenaufstieg nimmt Dennis Stapf.

Der Treppenaufstieg ist inzwischen bei vielen Kletterern die 1. Wahl bei den Aufstiegstechniken am stehenden Seil und wird immer weiter modifiziert (z. B. Der Überhandaufstieg, Kletterblatt 2014).

Einige Details störten mich aber nach wie vor:

•   Auch mit der Schlaufe in der oberen Klemme bleibt die Hand dennoch blockiert und kann nicht helfen,
    wenn es mal etwas enger ist.
•   Erlaubt die Struktur ein „freies“ Hochklettern, wird zwar die Bruststeigklemme durch das Gummiband
    hochgezogen, die andere Klemme ist dann aber im Weg.
•   Die Koordination des Ablaufes bleibt für einige Kletterer, aber vor allem für Anfänger erst einmal
    schwer umzusetzen.
•   In der klassischen Zusammenstellung ist der Treppenaufstieg nur für den Aufstieg am stehenden Seil geeignet.
•   Die Rettung ist auch wegen der Übersicht anspruchsvoll.

Ist das halt so oder geht es nicht besser? Ich dachte, es muss besser gehen. Der Treppenaufstieg kann optimiert werden. Auf eine Idee hat mich Michael Frankhauser mit seinem HAAS gebracht. Ebenso Kollegen, die wie ich den Treppenaufstieg schätzen und nutzen, aber die Defizite sehen und nicht akzeptieren wollen. Ein „Ist-halt-so“ gibt es nicht. Auch diese Kollegen haben sich Sets ausgedacht, die in meine Idee eingeflossen sind.

Der Treppenaufstieg geht besser!
KB15-02: Handsfree-Treppenaufstieg, Abbildung 1KB15-02: Handsfree-Treppenaufstieg, Abbildung 2Man nehme eine Bruststeigklemme (z. B. Croll, Basic, TurboChest etc.), knote ein Stück Seil ein und binde sich am anderen Ende eine Schlaufe für den Fuß. In meinem Fall (siehe Bilder) Hohltau am Ende durchgespleißt, so entsteht eine Schlinge, die am Fuß fixiert werden kann. Die Länge sollte so gewählt werden, dass die Klemme nachher auf Höhe des Knies hängt.

In die obere Öse der Bruststeigklemme wird ein Gummiseil eingeknotet, an das Ende kommt ein Hilfskarabiner. Bei der Länge muss dann ein bisschen ausprobiert werden, also erst mal lang genug lassen, damit nachjustiert werden kann (Abb. 1, Abb. 2).

Das Gummiseil wird durch den zentralen Ring oder einen Hilfskarabiner in der Brücke geführt und am gegenüberliegenden Fuß, an dem die Fußsteigklemme sitzt, in die Schnürsenkel, oder Schlaufen, gehängt.

Die obere Klemme mit der Trittschlinge und Schlaufe für die Hand entfällt also, und nichts muss mehr von Hand nach oben geschoben werden. Damit kommt das nächste Problem: Die Hintersicherung der Bruststeigklemme über die obere Klemme entfällt – eine Verbindung zur jetzt unteren Klemme ist technisch machbar, aber wegen der auftretenden hohen Fangstöße nicht vertretbar. Da Klemmen nicht als alleiniges Sicherungsgerät dienen sollten, habe ich mehrere Geräte ausprobiert. Am besten funktioniert hat es mit dem BUDDY von DMM und dem GOBLIN von CAMP. Einige Kollegen benutzen auch den Rocker, der lief bei mir jedoch nicht so gut, was ich aber nicht verallgemeinern will.

Das Sicherungsgerät der Wahl wird nun mit einem Karabiner mit dem zentralen Ring oder der Brücke verbunden. Ich habe kein Gummiband in das Gerät eingeknotet, sondern ein Gummiband mit eingeknotetem Hilfskarabiner während der Arbeit immer um den Hals. „Ach, dafür ist das! Ich dachte, das ist Baumpflegerschmuck“, sagte mal ein Teilnehmer eines SKT Kurses zu mir.

KB15-02: Handsfree-Treppenaufstieg, Abbildung 3Dies hat zwei Gründe:

1. Bei allen von mir ausprobierten Sicherungsgeräten muss zum
    Belegen der Karabiner entnommen und das Gerät geöffnet
    werden.
2. Die Kombination Klemme mit kurzer Trittschlinge und
    Gummiband, Fußsteigklemme und Gummiband um den Hals
    kann bei jeder Doppel- und Einfachseiltechnik verwendet werden,
    vor allem auch sehr schön bei Einfachseiltechniken mit dem
    Rope Wrench. Der komplette Aufbau des Systems ist auf Abb. 3
    zu sehen.

Beim Aufstieg sind nun also beide Hände „frei“. Man braucht sie lediglich, um den Körper aufrecht zu halten, eine Kombination mit Brustgurt (je nach Einstellung) ist möglich, um das komplette „Handsfree“-Feeling zu haben.

Wer einen HAAS besitzt, kann ihn für dieses System natürlich sehr gut benutzen. Er läuft vielleicht sogar noch etwas besser als mein System. Gestört am HAAS haben mich nur zwei Dinge: Einmal der hohe Preis und dann die Tatsache, dass im HAAS das Gummiseil durch ein Röhrchen im Seil der Trittschlinge läuft, dadurch das Ganze sehr starr wird und nicht kompakt verstaut bzw. am Gurt transportiert werden kann. Aber das nur am Rande. Vielleicht macht ihr eine andere Erfahrung.

Viel Spaß beim Ausprobieren meines Systems. Ich bin mir sicher, dass sich der Treppenaufstieg noch weiter verbessern lässt. Vielleicht habt Ihr neue Ideen. Ich bin gespannt und wäre gerne bei Euren Ideen und Gedanken dabei: Treppenaufstieg@Kletterblatt.de.

Der Autor: Dennis Stapf (E-Mail)
Selbständiger Baumpfleger, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule

 
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„Handsfree“-Treppenaufstieg
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Top gehandlet – von Freihand zu Top Handle

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Damals wie heute … Ein Baum ist faszinierend. In ihm zu arbeiten einzigartig. Kein Wunder, dass sich so viele für den Beruf des kletternden Baumpflegers / der kletternden Baumpflegerin begeistern, obwohl es ein harter, anspruchsvoller und nicht ungefährlicher Beruf ist. Die Arbeit im Baum ist eben mehr als ein Beruf, sie ist für viele ein Lebensgefühl.

Für viele Arbeiten im Baum ist die Motorsäge unverzichtbar. Viele Jahre war Motorsägen-Einsatz in Kombination mit der Seilklettertechnik ein Zankapfel. Diese Zeiten sind vorbei. Längst hat man erkannt, dass die Seilklettertechnik dem gefährlichen Arbeiten mit der Motorsäge im Baum die notwendige Sicherheit bieten kann.

Als ich vor ca. 39 Jahren meine Baumpflege-Karriere begann, reichte mir zunächst eine Bügelsäge. Nach der Teilnahme an einem Motorsägen-Lehrgang war klar: Ich will eine richtige Motorsäge wie die Forstprofis. Mein Händler vor Ort war Stihl-Händler. So kaufte ich eine mittelgroße Stihl-Motorsäge, nach dem Motto: Qualität ja, aber Eine für Alles! Das musste reichen. Schließlich war ich Student, Geld war knapp. Nachteil: Die Säge war für Stämme zu klein, für Geäst zu groß.

Es muss vor mehr als 30 Jahren gewesen sein, als ich von einer kleinen und handlichen „Einhand-Säge“ von Echo hörte. Sie war von der Gewichtsverteilung ideal geeignet, um sie mit einer Hand wie ein Schwert durch die Äste zu führen. Ideal, dachte ich mir, die muss ich haben! Schließlich brauchte ich beim Sägen auf der Leiter eine freie Hand, um mich irgendwo festzuhalten. Seilklettertechnik war noch ein Fremdwort und die Bügelsäge für dickere Äste völlig ungeeignet. Die Gefahren bei der Einhand-Bedienung wurden mir schmerzlich klar, als mein Unterarm Bekanntschaft mit der auslaufenden Kette machte. Eine Narbe wird mich mein ganzes Leben an diesen Unfall erinnern. Ähnliche Erfahrungen haben wahrscheinlich viele gemacht, weshalb heute niemand mehr von „Einhand“ spricht, sondern von Top-Handle und Zwei-Hand-Bedienung. Zu Recht!

Top-Handle-Sägen sind klein, kompakt, leicht und stark. Ideal für Baumkletterer, schließlich geht es im Baum oft eng zu. Wendigkeit ist angesagt. Eine Hand hält ergonomisch das Gewicht des Motorblocks und steuert bequem das Gas, die andere sorgt für die korrekte Stellung der Säge und die stabile Schnittführung. Am Boden ergonomisch zu arbeiten, ist ein Kinderspiel. Im Baum wird es anspruchsvoll, das wissen alle kletternden Baumpfleger. Der geforderte stabile Stand ist oft nur mit kunstvoll und spor tlich anmutenden Fußbelastungen, Beinabwinkelungen und Körperstellungen zu erreichen, abgestimmt auf Aststellung und Seilführungen der Sicherungssysteme.

Der Einsatz von Motorsägen bei Kletterarbeiten im Baum stellt an die Technik hohe Anforderungen. Einen Motor kopfüber, schräg, seitlich, nach unten oder oben mit allem zu versorgen, was er braucht, um mit hohen Drehzahlen gleichmäßig und zuverlässig Leistung zu bringen, ist eine harte Nuss für Motorsägen-Hersteller. Als ich vor vielen Jahren als Kletterer gebucht war, um eine neue Top-Handle während einer Messe vorzuführen, versagte die Motorsäge (ein Prototyp) bei speziellen Abwinklungen mitten in der Vorstellung ihren Dienst, systembedingt. Ein zweiter Prototyp wurde eilends eingeflogen; gleiches Problem. Die Techniker sind verzweifelt. Ein Formel-1-Motor hält während des kompletten Rennens seine Lage stabil. Eine Top-Handle im Baum nicht. Die steht Kopf, die steht quer – Höchstleistung für den Motor. Das sieht man einer so kleinen Säge gar nicht an.

Als die Firma Echo GmbH ihre Anzeige für das Kletterblatt buchte, kamen wir auf meine erste Top-Handle zu sprechen. Echo gibt es nun schon seit 35 Jahren. So gesehen war ich wohl einer der ersten Kunden von Echo!!! Allerdings habe ich damals meine kleine Wundersäge beim örtlichen Stihl-Händler gekauft und in Pflege gegeben. Heute, so versicherte mir Herr Beck, der Geschäftsführer von Echo Deutschland, können Echo-Kunden auf nunmehr 1.000 Händler über Deutschland verteilt zurückgreifen.

Inzwischen hat jeder namhafte Hersteller eine Top-Handle im Programm. Und die Top-Handle haben sich weiterentwickelt. Auch „meine“ Echo von damals. Im Gegensatz zu mir wirkt sie heute jünger und interessanter als damals. Und sie ist jetzt auch namentlich hoch offiziell zur Baumpflege-Säge aufgestiegen, wohingegen ich meine aktive Baumpfleger-Zeit hinter mir habe. Beim Gewicht werde ich auch neidisch. Ich nehme mit dem Alter zu. Die heutige Echo ist mit 2,3 kg viel leichter als damals und soll sogar die leichteste Baumpf legesäge ihrer Klasse auf dem Markt sein und das bei einer Leistung von 1,1 kW. Starker Durchzug, hohe Kraftreserven, trotz Fliegengewicht. Ich gebe mich geschlagen! Einzig bei der Bezeichnung kann ich heute noch punkten: Meine (Berufs-)Bezeichnung „Dipl. Ing.-agr.“ klingt doch besser als die der heutigen Echo-Säge „CS-2510TES“, oder?

Herr Beck sprach bei unserem Gespräch begeistert von weiteren Vorzügen der aktuellen Top-Handle: So sei konsequent auf überflüssige Details verzichtet und dafür viel Wert auf Funktionalität und praktische Handhabung gelegt worden. So könne man länger ohne Armermüdung arbeiten und die spezielle Start-Automatik mache das An- und Abschalten flexibel, schnell und zuverlässig. Der Motorlauf wird kontrolliert vor zu hohen Drehzahlen geschützt.

Wirklich schade, dass meine aktive Baumpfleger-Zeit schon vorbei ist.

Meine Vermutung, dass die Idee mit der Kaffee-Tasse in der Echo-Anzeige inspiriert ist durch mein Foto im Vorwort des Freeworker-Katalogs 2014, wo ich vor der Kaffeemaschine im Freeworker-Shop posierte, ist aber dann doch eher Zufall und keine Hommage an meine erste Top-Handle.

Der Autor: Johannes Bilharz (E-Mail)

 
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Der Goldene Schnitt 2015

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Verleihung des Baumpflegepreises bei den Deutschen Baumklettermeisterschaften 2015

Am 20. Sept. 2015 war es soweit: Zum ersten Mal wurde der Goldene Schnitt verliehen. Ein Preis für eine besonders gelungene Baumschnittmaßnahme. Über 30 Arbeiten waren eingereicht worden. Die Organisatoren Baumpflegeportal und Kletterblatt sehen darin ein ermutigendes Zeichen, die Auszeichnung „Goldener Schnitt“ auch weiterhin offensiv zu fördern. Denn über 30 Maßnahmen, das waren auch über 30 Bewerber, die den Mut hatten, ihre Baumpflegearbeiten öffentlich einer kritischen Jury zur Bewertung vorzulegen.

Es ist nicht leicht, komplexe Baumschnittmaßnahmen zu bewerten. Simple Fragen-Antwort-Schemata greifen hier nicht. Mit welcher Leidenschaft können Fußballergebnisse diskutiert werden, die doch eigentlich nach klaren Regeln entstehen. Um wie viel schwieriger ist es da, einen Baumschnitt fachgerecht zu bewerten. Es hatte deshalb im Vorfeld auch kritische Stimmen zum „Goldenen Schnitt“ gegeben. Stimmen, die per se so ein Projekt in Frage stellten, aber auch kritische Anregungen, die weitergeholfen haben.

Wir werden uns auch weiterhin für gute Baumpflege engagieren und Fragen stellen. Baumpflege muss jedoch nicht nur gut, sondern auch dem Kunden vermittelbar sein. Wir sagen den Teilnehmern „Danke“ für ihre eingereichte Arbeit, ebenso den Jury-Mitgliedern Ulrich Walter, Roman-Siegfried Rathai, Jörn Benk und Kai Bergengruen.

Den 1. Platz und damit den Baumpflegepreis „Der Goldene Schnitt“ hat Frank Bechstein, Baumpflege GmbH mit einer Kronenreduktion an einer Platanus Hybride errungen. Die eingereichte Baumschnittmaßnahme wurde von der Fach-Jury als „fachgerecht und vorbildlich durchgeführt“ bewertet. Die eingereichten Arbeiten der 10 nominierten Preisträger sind auf Baumpflegeportal veröffentlich. Als Veranstaltungsort der Preisverleihung war der Austragungsort der Deutschen Meisterschaft im Baumklettern gewählt worden (Tübingen, Sept. 2015). Wir danken der ISA Germany für diese Zusammenarbeit.

Wir halten die Verleihung des Preises „Goldener Schnitt“ bei den Baumklettermeisterschaften deshalb für gut, weil die Meisterschaft zwar ein sportlicher Wettbewerb im Baumklettern ist, diese Technik aber letztendlich im Alltag ein Ziel hat: die Ermöglichung einer guten Baumpflege. Der Präsident von ISA Germany, Jan von Hofmann, hat in seiner Ansprache deshalb auch zu Recht deutlich gemacht, dass bei zukünftigen Wettbewerben hier auch wieder eine engere Verbindung gesucht werden soll. Die Preisverleihung „Goldener Schnitt 2015“ fand bei den Deutschen Baumklettermeisterschaften am 19. Sept. 2015 in Tübingen statt.

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Fachlich fundierte und praxisorientierte Baumkontrolle

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Ausbildung zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur an der Münchner Baumkletterschule: Bäume im öffentlichen Raum und in privaten Gärten werden mit dem Einpflanzen wesentlicher Bestandteil des Grundstücks. Deshalb ist in der Regel der Grundstückseigentümer für seine Bäume verantwortlich. Er muss einerseits dafür sorgen, dass durch die Bäume keine Schäden für andere entstehen (Verkehrssicherungspflicht, Nachbarrecht), hat andererseits aber auch Anspruch auf Ersatz, wenn an seinen Bäumen Schäden entstehen.

Weil Bäume auch aus gesellschaftlichem Interesse oft erhaltenswert sind, sind dem Eigentümer enge Grenzen gesetzt: überwiegend durch das Naturschutzrecht, aber auch durch Bodenschutz- und Umweltschadensrecht. Sind Bäume Teil eines (Garten-)Denkmals, greift auch das Denkmalschutzrecht. Baumeigentümer haben also Pflichten. Um diese zu erfüllen, sind sie überwiegend auf Fachleute angewiesen.

Gerade die manchmal gegensätzlichen rechtlichen Regelungen – z. B. zur Verkehrssicherungspflicht und zum Naturschutz – und z. B. Regeln zum Baumschutz während Baumaßnahmen im Baumumfeld stellen hohe Anforderungen an das rechtliche und fachliche Wissen derjenigen, die sich (professionell) mit Bäumen befassen. Eine gezielte Aus- und Fortbildung ist deshalb für Baumpfleger und Baumkontrolleure unabdingbar:

• insbesondere zur fachgerechten Pflege von Bäumen,
• zur Beurteilung der Verkehrssicherheit,
• aber auch zunehmend zu Fragen des Artenschutzes.

Baumkontrolle und Baumpflege
Aufgrund der Verkehrssicherungs- und Sorgfaltspflicht muss der Baumeigentümer notwendige, zumutbare Vorkehrungen treffen, um Schäden, die durch seine Bäume entstehen könnten, möglichst zu verhindern. Hauptaufgabe der Baumkontrolle ist es in diesem Zusammenhang, die Bäume regelmäßig auf Anzeichen von Gefahren zu überprüfen und ggf. erforderliche Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung festzulegen – immer mit dem Ziel, den Baum möglichst zu erhalten. Die Kontrolle von Bäumen ist somit wesentlicher Bestandteil der Verkehrssicherungspflicht von Baumeigentümern.

Bei der Baumkontrolle (insbesondere bei der Festlegung von Pflegemaßnahmen) sollten folgende Aspekte eine Rolle spielen:

• Gefahrenerkennung und -beseitigung,
• Erhaltung von Bäumen als Bestandteil urbanen Grüns,
• Natur- und Artenschutz,
• baumbiologisch sinnvolle Entscheidungen.

Baumkontrolleure müssen besonnen und gewissenhaft vorgehen und ein fundiertes Fachwissen über Bäume und mögliche Gefahrenmerkmale besitzen. Sie sollten aber auch in der Lage sein, sinnvolle Maßnahmen zur Förderung der Baumentwicklung zu empfehlen. Denn gerade solche Maßnahmen tragen oft zur Bruch- und Standsicherheit bei und halten Bäume langfristig verkehrssicher.

Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen erfolgt normalerweise nicht durch den Baumkontrolleur, sondern durch einen Baumpfleger. Dieser ist häufig durch seinen Vertrag mit dem Baumeigentümer weitgehend an die Umsetzung der bei der Baumkontrolle festgelegten Maßnahmen gebunden. Darüber hinaus können Baumpfleger Schadsymptome manchmal besser erkennen und beurteilen aufgrund von:

• Fachwissen,
• praktischer Erfahrung
• und nicht zuletzt deshalb, da sie einen Baum meist länger und aus anderen Perspektiven im Blick haben (Kronenbereiche).

Dadurch kann es zu einer unterschiedlichen Bewertung durch Baumkontrolleur bzw. Baumpfleger und zu Diskussionen mit dem Auftraggeber kommen. Baumkontrolleure wiederum haben den Vorteil, Regeneration und Baumentwicklung (z. B. nach einer Schnittmaßnahme) noch viele Jahre nach der Maßnahme beobachten und beurteilen zu können – wenn sie Baumbestände über längere Zeiträume betreuen. Wegen eines solchen „Monitorings“ lassen sich dann auch Empfehlungen für eine langfristige Förderung des Baumbestandes ableiten.

Ausbildungskonzept der Münchner Baumkletterschule
Aus folgenden Gründen ist es erforderlich, dass bei Baumbeurteilung und möglichen Maßnahmen Baumkontrolleure und Baumpfleger grundlegend gleiche Kenntisse besitzen:

• die enge inhaltliche Verflechtung von Baumkontrolle und Baumpflege,
• das mögliche Konfliktpotenzial, das sich aus unterschiedlichen Perspektiven und praktischen Erfahrungen ergibt.

An der Münchner Baumkletterschule werden seit vielen Jahren beide „Berufsgruppen“ weitergebildet. Durch ein vielschichtig aufeinander abgestimmtes Ausbildungsprogramm wird versucht, diesem Anspruch gerecht zu werden. Dabei zeigt sich, dass bei beiden Gruppen ein großes Interesse an einer interdisziplinären Ausbildung besteht. Baumpfleger schätzen die Ausbildung zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur als wichtigen Baustein für ein kundenorientiertes Leistungsspektrum. Baumkontrolleure verbessern mit praxisorientierten Baumpflege-Kursen ihr Urteilsvermögen bei der Erkennung von Symptomen und der praktikablen Planung von Maßnahmen.

Baumkontrolle
Zentrales Element und damit auch für die Verkehrssicherheit von wesentlicher Bedeutung ist eine regelmäßige Sichtkontrolle (Regelkontrolle). Diese erfolgt als qualifizierte Inaugenscheinnahme (vom Boden aus, ohne Aufgraben der Wurzeln).
Ziel einer jeden sorgfältigen, qualifizierten Inaugenscheinnahme sollte die Beantwortung der Frage sein: „Ist die Verkehrssicherheit gegeben?“ Ist das nicht der Fall, besteht selbstverständlich Handlungsbedarf. Die Pflichterfüllung ist erst dann beendet, wenn die Gefahren durch entsprechende Maßnahmen beseitigt wurden. Das können Baumpflege- und Sicherungsmaßnahmen, aber auch die Fällung des Baums sein.

Langfristige Handlungsempfehlungen
KB16-05: Fundierte, praxisorientierte Baumkontrolle, Abbildung 1Normalerweise werden bei der Regelkontrolle Aussagen über die Verkehrssicherheit des untersuchten Baums für den Zeitraum innerhalb des Regelkontrollintervalls getroffen. Um die Verkehrssicherheit kurzfristig wiederherzustellen und bis zur nächsten Regelkontrolle zu erhalten, sind Maßnahmen, die

• die Entwicklung des Baums langfristig fördern und/oder
• künftigen Fehlentwicklungen vorbeugen

zwar nicht immer zwingend erforderlich. Für ein sinnvolles Baummanagement sind sie aber sehr wichtig, denn wird z. B. bei der Sichtprüfung jedoch festgestellt, dass Entwicklungen in der Krone, am Stamm, im Wurzelbereich und/oder im Baumumfeld langfristig zu statischen oder gesundheitlichen Problemen für den Baum führen können, ist es sinnvoll, frühzeitig entgegenzuwirken (siehe grün hinterlegte Blöcke in Abb.). Deshalb wird bei der Ausbildung an der MBKS von vornherein auch großes Augenmerk auf den „grünen Weg“ im abgewandelten Schema aus der Baumkontrollrichtlinie (FLL 2010) gelegt (siehe Abb.).
Eine „gute“ Baumkontrolle integriert die Erkenntnisse zur Vitalitäts-, Standraum- und Baumentwicklung in das Konzept zur Baumbeurteilung.

Ziel sind immer möglichst gesunde, vitale und verkehrssichere Bäume. Wird Handlungsbedarf im Bereich der Baumpflege frühzeitig erkannt und die entsprechenden Maßnahmen rechtzeitig umgesetzt, wird auch die zukünftige Verkehrssicherheit des Baums gewahrt oder hergestellt. Der Aufwand, der später für Kontrolle und Pflege notwendig ist, wird so möglichst gering gehalten. Zudem sind gesunde, vitale und verkehrssichere Bäume für den Baumeigentümer monetär höherwertig (FLL 2013).

Kurse zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur
Die Kurse zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur orientieren sich im Kern daran, was in der entsprechenden Prüfung abgefragt wird. Darüber hinaus wird gemäß dem oben beschriebenen Anspruch der MBKS aber ein besonderer Schwerpunkt auf Planung und Kontrolle fachgerechter Baumpflege-Maßnahmen nach jeweils aktueller ZTV-Baumpflege gelegt.

In den angebotenen Modulen 1 bis 4 erlernen und vertiefen die Kursteilnehmer das theoretische Grundwissen. Außerdem trainieren und ergänzen sie ihre Fertigkeiten für eine fachlich qualifizierte Baumansprache und -kontrolle. Im Intensiv-Modul werden die Teilnehmer optimal auf die Prüfung zum FLL-zertifizierten Baumkontrolleur vorbereitet.

Die Prüfung zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichpraktischen Teil. Im schriftlichen Teil müssen innerhalb von 60 Minuten mindestens die Hälfte der 50 Fragen – von der FLL vorgegeben – richtig beantwortet werden. Die mündlich-praktische Prüfung wird als Regelkontrolle durchgeführt, bei der Schadensmerkmale und ihre Auswirkungen erkannt werden müssen (Dauer 45–60 Minuten). Die Bewertung erfolgt durch zwei Prüfer aus der Prüfungskommission.

Modul 1: Recht und Pilze
In diesem Grundlagenseminar werden die wichtigsten Gesetze und Regeln vorgestellt:

• zur Verkehrssicherungspflicht,
• zum Baum- und Artenschutz sowie
• die anerkannten FLL-Baumkontrollrichtlinien mit Überblick über den Aufbau und die Organisation eines Baumkatasters, die unterschiedlichen Kontrollintervalle und Informationen zur praktischen Durchführung der Baumkontrolle.

Als wichtiges (und lernintensives) Thema werden bereits im Modul 1 die bedeutendsten holzzerstörenden Pilze und deren Gefahrenpotenzial ausführlich behandelt.

Modul 2: Baumbiologie und Körpersprache der Bäume
Um baumbiologisch sinnvolle Maßnahmen, die auch die Verkehrssicherheit wiederherstellen, ableiten zu können, sind grundlegende Kenntnisse über Baumwachstum und Vitalitätsbeurteilung besonders wichtig. In diesem Seminar wird Hintergrundwissen für eine fachlich fundierte Argumentation behandelt. Anhand von zahlreichen anschaulichen Beispielen wird vermittelt,

• wie sich Bäume – obwohl sie ortsgebunden sind – hervorragend an äußere Einflüsse anpassen
• und wie sie statische Probleme frühzeitig signalisieren.

Die „Körpersprache“ der Bäume zu verstehen, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Baumkontrolleurs.

Modul 3: Baumpflege
Der größte Zeitaufwand bei der Baumkontrolle ist nötig, um Baummerkmale zu erkennen und zu dokumentieren. Eigentliches Ziel ist es aber, entsprechende Baumpflege-Maßnahmen festzulegen. Hier muss der Kontrolleur all sein Detailwissen für eine komplexe Entscheidung anwenden:

• Einerseits soll die Verkehrssicherheit wiederhergestellt werden.
• Andererseits darf der Baum nicht durch fachlich unbegründete oder falsche Maßnahmen geschädigt werden.

In dem sehr praxisorientierten Seminar werden die Grundlagen des Baumschnitts, Arbeitsverfahren und Baumpflege- sowie Sicherungsmaßnahmen nach ZTV-Baumpflege behandelt.

Modul 4: Artspezifische Besonderheiten
In diesem Seminar werden Kenntnisse über die baumartenspezifische Ausprägung verschiedener Defektsymptome und Krankheiten vermittelt. Manche einander ähnliche Merkmale oder Schadsymptome sind bei verschiedenen Baumarten unterschiedlich in ihrer Auswirkung und müssen differenziert beurteilt werden. Die Teilnehmer lernen anhand häufiger Baumgattungen spezielle Symptome und Krankheiten kennen.

Interdisziplinäre Kurse und vertiefende Seminare
Die Maßnahmenplanung bei der Baumkontrolle zielt in erster Linie auf vorbeugende, erhaltende, verkehrssichernde und nachsorgende Maßnahmen ab, die als fachlich anerkannter Stand der Technik geeignet sind, die Bruch- und Standsicherheit wiederherzustellen. Notwendige Eingriffe und deren Intensität wie Kronenpflege, Kroneneinkürzung und Sicherungsmaßnahmen aus der jeweils aktuellen Fassung der ZTV-Baumpflege (FLL 2006) sollen möglichst gering gehalten werden. Deshalb sind die Bäume bei der Baumkontrolle stets auch daraufhin zu überprüfen, ob bzw. mit welcher Eingriffsstärke solche Pflegemaßnahmen erforderlich sind.

Deshalb müssen diejenigen, die für Baumkontrolle zuständig sind, neben der Schadenskunde auch Kenntnisse über baumbiologische Zusammenhänge sowie Erfahrungen mit praktischer Baumpflege und deren möglichen Auswirkungen besitzen. Die Notwendigkeit drastischer – und oft auch kostenintensiver – Maßnahmen (Kroneneinkürzungen und -sicherungsschnitte, Sicherungsmaßnahmen usw.) muss sich aus den zuvor dokumentierten Schadmerkmalen ableiten: Ein symptomloser Baum bedarf keiner Sondermaßnahmen!

Das Kurskonzept der Münchner Baumkletterschule beinhaltet deshalb spezielle Seminare, die sich sowohl an Baumkontrolleure und Baumsachverständige (mit Schwerpunkt Maßnahmenplanung), als auch an ausführende Baumpfleger richten. Schwerpunkt der interdisziplinären Kurse und vertiefenden Seminare ist die Wissenserweiterung durch Theorie, praktische Übungen und die fachliche Diskussion mit Kollegen. Durch die kleinen Seminargruppen und die Exkursionen bzw. praktischen Übungen ist die Wissensvermittlung sehr intensiv.

Theorie und Praxis zur Sicherung/Stabilisierung bruch- und wurfgefährdeter Bäume
Größere Baumdefekte erfordern bei wertvollen Bäumen neben dem Schnitt häufig weitere Sicherungsmaßnahmen. Im Seminar wird das notwendige Wissen vermittelt, um entscheiden zu können, ob Schnitt und/oder Einbau von Kronensicherungen die jeweils passende Maßnahme sind. Außerdem werden derzeit am Markt angebotene Produkte, deren Einbaumöglichkeiten und Funktionsweise vorgestellt.

Baumbeurteilung – Grundlagen Baumpflege
Dieser Kurs deckt sich inhaltlich mit Modul 2 („Baumbiologie und Körpersprache der Bäume“). Er ist als Einstiegskurs zu den Grundlagen für das Arbeiten mit und im Baum gedacht. Basiswissen zur Biologie der Bäume sowie zur Beurteilung von Bruch- und Standsicherheit werden vermittelt.

Baumschnitt: fach- und baumgerecht
Dieser zweitägige Kurs besteht aus einem Theorie- und einem Praxisteil. Der Theorieteil deckt sich inhaltlich mit Modul 3 („Baumpflege“). Im Praxisteil wird der Baumschnitt geübt. Das soll im Baum mehr Sicherheit bei den Entscheidungen geben sowie einen Überblick zu den fachgerechten Maßnahmen der ZTV-Baumpflege liefern. Voraussetzungen: SKT-A oder B, aktuelle AMU, eigene PSA.

Artenschutz in der Baumpflege
Bäume sind zeitweise oder ganzjährig Lebensraum für verschiedene Tierarten. Einige Vogelarten, Fledermäuse und Insekten genießen besonderen gesetzlichen Schutz. Das Aufbaumodul zum Artenschutz hat das Ziel, Informationslücken im Spannungsfeld Artenschutz und fachgerechte Baumpflege zu schließen. Außerdem soll es Handlungssicherheit beim Umgang mit dem gesetzlichen Artenschutz geben. Dabei steht der Praxisbezug im Vordergrund.
Neben rechtlichen Grundlagen wird vor allem Grundlagenwissen über relevante Artengruppen (Vögel, Fledermäuse, Käfer) mit ihren Ansprüchen an ihren Lebensraum vermittelt. Diskussionen zur praktischen Umsetzung an Fallbeispielen (auch während einer Exkursion) vertiefen die vermittelten Erkenntnisse.

Vertiefung Baumkontrolle
Dieses Seminar informiert im theoretischen Teil über die neueste Rechtsprechung zur Verantwortlichkeit bzw. Haftung bei Schadensfällen. Außerdem stellt es – aufbauend auf Modul 4 („Artspezifische Besonderheiten“) – weitere wichtige, gattungsspezifische Schadsymptome vor. Während intensiver Übungen an ausgewählten, problematischen Bäumen wird im praktischen Teil durch den fachlichen Austausch mit Kollegen künftigen Routinefehlern bei der Baumkontrolle vorgebeugt.

Baumschutz, Krankheiten
Neben der Beurteilung der Verkehrssicherheit sind auch die fachliche Beratung bei der Planung von schadensvermeidenden oder -minimierenden Maßnahmen (z. B. für Bäume auf Baustellen) und die Schadensdiagnose wichtige Aufgaben für einen Baumsachverständigen. In diesem Seminar werden Kenntnisse zu den Grundlagen und den Regeln der Technik für einen wirksamen Baumschutz vermittelt und die Fähigkeiten zur Schadensdiagnostik (u. a. durch Bestimmungsübungen nach makroskopischen Merkmalen von Fruchtkörpern holzzerstörender Pilze) gefestigt.

Literatur

•   FLL (Hrsg.): ZTV-Baumpflege. Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Baumpflege. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn 2006
•   FLL (Hrsg.): Baumkontrollrichtlinien. Richtlinien für Regelkontrollen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn 2010
•   FLL (Hrsg.): Baumuntersuchungsrichtlinien. Richtlinien für eingehende Untersuchungen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn 2013

Der Autor: Henrik Weiß (E-Mail)
Dipl.-Ing. für Forstwirtschaft; öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Gehölze, Schutz- und Gestaltungsgrün, Gehölzwertermittlung, Baumsanierung und Bewertung der Verkehrssicherheit; Inhaber von Büro Baum & Landschaft, Dresden

 
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Standard und Improvisation bei der Rettung: Rettende Verbindungen

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Die technische Verbindung zwischen Retterin* und Verunfallter ist sicherlich nur ein kleiner und nicht der wichtigste Aspekt der Rettung. Aber spätestens, wenn es zu einer kompletten Übernahme der Verunfallten kommt, hängt an der Verbindung ein Leben. Dirk Lingens stellt standardisierte Verbindungen vor und zeigt Improvisationen für den Fall, wenn es mal nicht so ist, wie es sein sollte.

Womit wird verbunden?
Für alle Verbindungen sollen folgende Kriterien erfüllt sein:

• Zulassung für PSA-Systeme (z. B. EN 362, 354, 566, 358),
• mindestens ein textiler Bestandteil als „Gelenk“,
• einfache, selbsterklärende Funktion,
• zertifizierte Komponenten haben Vorrang vor selbstgebauten Lösungen.

Kurze Rettungsexpressschlinge mit zwei Karabinern (Abb. 1**)
Dies ist eine weit verbreitete Verbindung bei der Rettung.

Vorteil:
• einfache Handhabung.
Nachteile:
• zwei Karabiner, die verkanten oder sich öffnen können und die Platz brauchen,
• für nichts anderes zu gebrauchen.

Band- oder Rundschlinge mit einem Karabiner (Abb. 2)
Hier gibt es viele Angebote: von der einfachen Bandschlinge über vernähte/gespleißte Rundschlingen aus Prusikmaterial bis hin zu Ringloop oder Multisling. Auch wenn es nur eine banale Bandschlinge ist, so sollte doch die Gebrauchsanleitung gelesen werden! Da steht drin, was mit der Ausrüstung gemacht und vor allem was nicht gemacht werden darf.

Vorteile:
• nur noch ein Karabiner, der verkanten oder sich öffnen kann,
• mehr Platz bei kleinen Ringen oder engen Karabinern,
• je nach Wahl der Ausrüstung auch für andere Anwendungen zu gebrauchen (natürlich nur, wenn der Einsatz als Rettungsverbindung nicht ansteht).
Nachteile:
• die Anwendung wird gegenüber der Rettungsexe mit zwei Karabinern etwas umständlicher,
• vor allem bei Bandschlingen oder zu Rundschlingen vernähten/gespleißten Reepschnüren besteht die Gefahr, dass das Band-/Seilmaterial im Karabiner falsch eingehängt wird und die Verbindung sich unter Last öffnet. Hier hilft es den „Ring“ zu schließen, so dass nur zwei Augen am Ende verbleiben.

KB16-02: Rettende Verbindungen, Abbildung 1 bis 7

Halteseil (textil oder mit Stahlkern)
Das ist immer griff bereit. Vor allem die Kolleginnen, die mit zwei Halteseilen klettern, sind an dieser Stelle im Vorteil.

Vorteile:
• immer zur Hand,
• durch die Längenverstellbarkeit ergeben sich in schwierigen Situationen (Verunfallte weit weg, Anheben, Einsatz der Wippe (s. u.) mehr Möglichkeiten.
Nachteile:
• der Seilkürzer muss mit einem Stopper hintersichert werden (funktioniert auch bei einem Stahlseil),
• wieder zwei Karabiner im Einsatz,
• die Haltesicherung steht für die eigentliche Aufgabe nicht mehr zur Verfügung.

Integriertes System (Abb. 3)
Diese Variante ist eine schöne Lösung für vorgefertigte Rettungssysteme (z. B. Rettungsbanane).

Vorteile:
• nur ein Karabiner,
• längenverstellbar, ohne dass hintersichert werden muss,
• sofort einsatzbereit, nichts kann runterfallen.
Nachteile:
• etwas sperrig beim evtl. erforderlichem Wechselaufstieg,
• erfordert mehr Übung und Übersicht,
• erfordert sehr viel Übersicht, wenn es oben im Baum aufgebaut wird.

Improvisationen
Hier beginnt jetzt die große Spielwiese der Baumkletterinnen. Das Ziel der Rettung ist immer das zügige und vor allem sichere Aushängen der Verunfallten am Boden. Die Verwendung von dafür vorgesehener und vor allem vorbereiteter Ausrüstung ist definitiv der Porsche auf dem Rettungsweg.

Nun ist aber denkbar, dass der Porsche kaputt ist (oder die Abgasuntersuchung nicht bestanden hat), dass der Weg blockiert oder mit Hindernissen versehen ist. Alles ist denkbar. Genau dafür brauche ich immer einen Plan B: Ausrüstung am Gurt und Know-how im Kopf.

Da ich nicht alle Blumen der Wiese pflücken kann, hier nur ein paar davon:

• Die Verunfallte hat evtl. brauchbare Ausrüstung am Gurt (Kontrolle vor der Verwendung!).
• Mit dem Seilende lässt sich eine Verbindung herstellen (sogar karabinerlos).
• Drei Karabiner hintereinander sind sicher keine gute, aber bei entsprechender Kontrolle brauchbare Lösung.
• Lange Bandschlingen können verkürzt werden (abknoten oder verdrei/vier/fünffachen).

Wo wird verbunden?
Jede Verbindung zwischen den Gurten muss an zentralen, tragfähigen Punkten erfolgen. Seitliche Halteösen sind auch denkbar, sind aber spätestens bei der Komplettübernahme sehr schmerzhaft. Materialschlaufen o. Ä. würden spätestens bei der vollständigen Übernahme (die immer mit eingeplant werden muss) versagen. Folgendes ist möglich:

Zentralkarabiner der Retterin – Ring der Verunfallten (Abb. 4)

Vorteil:
• ermöglicht das Aussteigen der Retterin aus dem System am Boden (die Notwendigkeit kommt selten vor); Sonderpunkte bei Wettkämpfen und Vorführungen.
Nachteile:
• kompliziert, etliche Fehler sind denkbar, z. B.:
• beim LockJack oder ZigZag wird im oberen Karabiner eingehängt,
• wenn nicht auf der Verschluss abgewandten Seite eingehängt wird, kann es zu Beschädigungen kommen,
• Karabiner-Ring-Schema wird vertauscht und die Verbindung bei der Verunfallten im Zentralkarabiner eingehängt (bei der Übernahme sehr ungünstig),
• bei Querzug auf den Zentralkarabiner (z. B. Außenastbereich) kann es dazu führen, dass sich der Karabiner quer stellt – und so bleibt.

Ring – Ring (Abb. 5)

Vorteil:
• bestechend einfach.
Nachteil:
wenn kein Ring am Gurt ist, muss umgedacht werden:
• bei der Retterin kommt die Verbindung in den Zentralkarabiner auf der Verschluss abgewandten Seite,
• bei der Verunfallten direkt ins Gurtband.

Sondersituationen:

Hitch Climber: Hier kann die Verbindung auf der Retterinseite auch in die Rolle gehängt werden (Abb. 6).
• Beim Einsatz der Wippe zum Anheben der Verunfallten beim Steigeiseneinsatz oder bei der Rettung aus dem Aufstiegssystem kommt die Verbindung (idealerweise längenverstellbar) auf der Verunfalltenseite in den Karabiner des Rettungsseiles. Das schafft eine zusätzliche Redundanz für die Retterin (Abb. 7).
• Ist die Retterin mit SRT unterwegs, gilt oben Gesagtes in der Regel genauso. Geschrieben ist der Artikel aber für die Verwendung des umlaufenden Doppelseilsystems. Es muss also im Einzelfall geprüft werden, ob die Aussagen übertragbar sind.

* Männer sind sprachlich mit inbegriffen.
** In den Abbildungen stellt Grün immer die Retterin, Rot die Verunfallte dar.

Der Autor: Dirk Lingens (kletterdienste.de)
Selbstständiger Baumpfleger, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule, Autor des Buches „Baumknoten

 
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TUKK 2.1 – SRT: Das Beste aus zwei Welten

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Thomas Vogel, alias Jonathan – so nennen ihn seine Freunde –, arbeitet neben seiner Tätigkeit als Baumpfleger und Waldorfpädagoge seit 15 Jahren im Bereich Kinderklettern. Für das Aufsteigen in Bäume hat er 2007 im Kletterblatt seine Tukk-Technik vorgestellt, damals noch mit Knotentechnik. Inzwischen hat er die Methode weiter verfeinert und optimiert.

Während sich die Fach-Kletterwelt darüber streitet, ob Einfachseiltechnik (SRT) oder die umlaufende Doppelseiltechnik (SKT) mehr Vorteile beim Klettern bietet, kombiniert die TUKK-Methode von Jonathan beide Welten miteinander: Aufstieg an stehenden Seilen mit ergonomischem Bewegungsablauf, der dem natürlichen Wechsel beim Treppensteigen entspricht; gleichzeitige Verfügbarkeit von umlaufendem Seilsystem (mit den Vorteilen des geschmeidigen Dosierens und des kraftsparenden Flaschenzug-Effekts) und Stehendseil-System (mit den Vorteilen des direkten Aufstiegs ohne Wegverlust oder Verhinderung von Reibung oder Blockieren von Seilsträngen z. B. bei Ast-Umlenkungen).

In der im Kletterblatt 2007 vorgestellten Aufstiegsvariante TUKK hängt der Kletterer im durchhängenden Klemmknotenseil. Das ist mittels Blake-Knoten an beiden Seilsträngen befestigt und mittels zweitem durchhängendem Klemmknotenseil auch in der Länge verstellbar.

Später hat Jonathan die Blake-Knoten durch Klemmen ersetzt (er schwört auf das mitlaufende Sicherungsgerät von Camp) und einige Jahre damit gearbeitet. Die Anordnung war exakt die gleiche, d. h. bei der „Walking“-Bewegung waren die Klemmen Überhand angeordnet.

Bei einem Besuch im Freeworker-Shop kam er mit dem Fachberater Bernd Hartl ins Gespräch. Bernd ist nicht nur gelernter Werkzeugmacher, sondern auch begeisterter T5-Geocacher und hat Spaß am Tüfteln. Zuerst erprobten sie die Idee, die Klemmen direkt an die Gurtzentrale kurz zu hängen und beim Aufstieg mit den Händen über den Klemmen wechselweise zu greifen. Das Nachziehen der Klemmen wurde mit Gummizug um den Hals sichergestellt, wie es viele beim Einfachseilaufstieg praktizieren.

Das System funktionierte sehr gut beim Aufstieg, nicht aber beim Wechsel vom Stehendseil (SRT) zum umlaufenden Seil (SKT). Denn aus dem Handgelenk lassen sich die mitlaufenden Klemmen nicht so feinfühlig dosieren wie mit ausgestrecktem Arm bei der vorher verwendeten Langversion. Kurz nachgedacht, im Shop umgeschaut und Lösung gefunden. Klemmen und Klettergurt wurden einfach mittels längenverstellbarer Schlinge verbunden (Adjust I von Petzl).

KB16-02: TUKK 2.1, Abbildung 1

Das Übergreifen mit den Händen war Jonathan zu anstrengend (60 Jahre hinterlassen auch bei ambitionierten Baumkletterern ihre Spuren), weshalb er über den Klemmen noch zwei Handsteigklemmen einbaute, die er wie schon bei seiner ersten TUKK-Version kommunizierend mittels Schlinge (A) durch Karabiner (B) umgelenkt mit den Klemmen verband. Dadurch spart er sich den Gummizug um den Hals, der vorher die Klemmen mit hochschob. Stattdessen werden die Klemmen jetzt mit jedem Hochschieben einer der Handsteigklemmen automatisch nachgezogen. Jonathan ist begeistert über den leichtgängigen Aufstieg, selbst für einen Baumpfleger wie ihn „im fortgeschrittenen Alter“ (Original-Zitat).

Und hier noch einige Details:
Die mitlaufenden Seilklemmen sollen beim Aufstieg möglichst unbeweglich miteinander verbunden sein. Deshalb mit Mini-Zurrgurt fixieren (D). Klemmen dabei nah am Gurt führen. Bei Übergang in die umlaufende Doppelseiltechnik einfach den Mini-Zurrgurt entfernen, Handsteigklemmen ausbauen und die verstellbare Schlinge (E) verlängern, damit die mitlaufenden Seilklemmen (C) hoch hängen (besser zu dosieren). Je nach verfügbarer Seillänge der einzelnen Seilstränge wird mal die eine, mal die andere mitlaufende Seilklemme gelöst. Für schnelles Abseilen nutzt Jonathan das Robot von Camp (F). Wie schon bei TUKK 1.0 braucht es zwei Fußsteigklemmen für den Treppenaufstieg (inzwischen gibt es Fußsteigklemmen für Rechts und Links). Beim Aufstieg am stehenden Seil nicht vergessen, Seilstränge zu beschweren. Damit auch das Kambium geschont wird und er beim Wechsel zwischen stehend und umlaufend nicht umgebaut werden muss, empfiehlt Jonathan den E-Tuber.

Eines weiß Jonathan aber schon jetzt: Auch bei dieser Lösung müssen noch ein paar Details verbessert werden. Deshalb hofft er auf kreativen Input von anderen jüngeren Kollegen (E-Mail). Wir freuen uns schon jetzt auf neue Varianten.

Der Autor: Thomas Vogel (E-Mail)
Gartenbau-Ingenieur, Waldorfpädagoge; seit 1976 Baumpflege im Obstbau; Arbeit mit SKT seit 1999; organisiert seit 2001 Erlebniskletterkurse mit Schulklassen im „Baum-Raum“

 
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Schmetterlingsknoten … da geht mehr in SRT

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Das Baumknotenbuch von Dirk Lingens gibt es jetzt in vier Sprachen. Das ist für uns Anlass, zwei Knoten aus dem Buch vorzustellen und einen eigentlich bekannten Knoten mit neuer Variante für SRT vorzustellen.

Das Knotenbuch „Baumknoten für Kletterer und Bodenleute, zusammengestellt von Dirk Lingens“ erscheint jetzt auch in einer französischen Ausgabe. Dirk Lingens gilt schon lange als Knoten-Koryphäe und war regelmäßig mit originellen Knoten im Kletterblatt präsent oder er analysierte problematische Situationen und bot praktische Lösungen an. Im ersten Kletterblatt 2004 beschrieb er die Problematik bei der Sicherung des Palsteks und präsentierte eine Lösung in der ihm eigenen Art: „Eine Lösung wäre es, auf einen anderen Knoten umzusteigen. Am besten auf den Karabiner fixierenden Knoten, z. B. den Spierenstichendknoten. Wer sich aber in den Palstek verliebt hat …“ Aber die einfache Lösung, auf einen anderen Knoten umzusteigen, das ist nicht Lingens’ Art. Er hatte eine Lösung mit dem Palstek.

Jetzt liegt sein Knotenbuch in vier Sprachen vor. Nach der deutschen, englischen und spanischen Ausgabe erscheint 2016 das Baumknotenbuch zusätzlich in Französisch. Das ist auch eine kleine Erfolgsgeschichte. Der Blick in das Knotenbuch lohnt sich und wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass Baumknoten ein ganzes Buch füllen können.

Zu diesem kleinen Jubiläum druckt das Kletterblatt zwei Knoten aus dem Baumknotenbuch ab. Wir danken Dirk Lingens für die Freigabe. Ausgewählt haben wir den Schmetterlingsknoten und die Motte. Vielleicht wundern Sie sich, dass wir den Schmetterlingsknoten ausgewählt haben, da er ja für Kletterroutiniers Alltag ist. Aber aufgepasst: Für Kletterneulinge ist es immer noch lohnend, auch den Schmetterlingsknoten zu kennen. Für die Routiniers hat Manuel Schuster eine clevere Idee, wie der Kletterer mit einem kleinen Trick die Vorteile des altbekannten Knotens in der Kombination mit SRT nutzen kann.

Und die Motte haben wir ausgewählt, weil sie oft auch Schmetterling genannt wird.

KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 1 bis 5

Schmetterlingsknoten:

Anleitung:
Entweder wie Abb. 1, Abb. 2.1 zu Abb. 3 oder Abb. 1, Abb. 2.2 zu Abb. 3.

Anwendung:
Entweder zum Würgen des Aufstiegsseiles oder zum Einhängen von Umlenkungen bei Flaschenzügen (hier ist jedoch die halbe Acht schöner).

Vorteile:
Die Enden kommen in Belastungsrichtung gerade aus dem Knoten heraus.

Bemerkung:
Man sieht schon einmal die Motte, die als Schmetterling verkauft wird.

Motte:
Manchmal wird die Motte auch als Schmetterling bezeichnet.

Anleitung:
Wie in Abb. 4 gezeigt einen Slipknoten machen und das Auge mit dem geslippten Ende mittels eines Halben Schlages fixieren (Abb. 5).

Anwendung:
Wer seine Wurfleine mit Beutel aus der Baumkrone heraus in die Nachbarkrone wirft, kann seinen Fanghaken sehr schön mit der Motte einhängen.

Vorteile:
Die Motte geht gut wieder auf. Die Größe des Auges lässt sich beim Binden mittels fixierten Slipknotens sehr schön regulieren (wichtig beim Einsatz des Fanghakens).

Nachteile:
Wenig Einsatzmöglichkeiten.

Bemerkung:
Wer keinen Fanghaken hat, braucht auch keine Motte. Man muss nur wissen, dass es kein Schmetterling ist.

Schmetterlingsknoten in der Einfachseiltechnik
Wie beim Abwürgen des Aufstiegsseiles am Ankerpunkt kann der Schmetterlingsknoten auch bei der Verwendung von SRT zum Einsatz kommen.
Durch ein mit Schmetterlingsknoten am Ankerpunkt gewürgtes Einfachseil ist jederzeit ein Rettungszustieg möglich. Wenn der verletzte Kletterer an der stehenden Seite hängt, reicht die Reibung im Knoten und an der Astgabel aus, um am „losen“ Seil als Retter aufsteigen zu können.
Allerdings gibt es Probleme beim Ausbau des Systems, wenn man den Vorteil der SRT nutzen will und natürliche Umlenkungen verwendet. Spätestens wenn der Schmetterlingsknoten an der Astgabel der Umlenkung angekommen ist, entsteht hier so viel Reibung, dass man das Seil nicht mehr abziehen kann.

Wenn man schon beim Einbau des Systems einen weiteren Schmetterlingsknoten etwas unterhalb der Astgabel ins lose Seil knotet und dort eine Rolle um den stehenden Strang einhängt, kann man das Seil auch wieder ausbauen, obwohl man umgelenkt hat. Die Reibung wird durch die Rolle gemindert und so kann ein dünnes Seil wieder ausgebaut werden. Man hat also den wichtigen Rettungszustieg abgesichert und mit den Vorteilen der Umlenkungen bei der Single Rope Technique kombiniert.

KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 6 Abbildung 6:
Einbau vom Boden und Aufstieg.
KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 7 Abbildung 7:
Am stehenden Seil geklettert und durch eine Astgabel umgelenkt.
KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 8 Abbildung 8:
Ausbau nach dem Klettern. Die Rolle sorgt dafür, dass man das Seil trotz Umlenkung abziehen kann.

 

Und immer gibt es noch eine bessere Variante. Haben auch Sie eine Anmerkung zum Schmetterlingsknoten, eine Kritik oder eine pfiffige Idee? Oder vielleicht eine ganz neue Knotenvariante? Ihre Kletterkollegen freuen sich über neue Knotenideen. Wir veröffentlichen Ihre Ideen und bringen die Knoten zu den Baumkletterern: baumknoten@kletterblatt.de

Tipp
Alle Kletterblatt-Artikel von Dirk Lingens finden Sie hier im Kletterblatt-Archiv.

 

Der Autor: Manuel Schuster (E-Mail)
B.Sc. Arboristik, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule, zertifiziert: RAL Gütezeichen Baumpflege

 
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Der Goldene Schnitt 2015

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Verleihung des Baumpflegepreises bei den Deutschen Baumklettermeisterschaften 2015

Nicht so golden wie der Oscar, so glitzernd wie der Globe oder so gewaltig wie der Bär. Aber nichtsdestotrotz so beeindruckend: ein guter Schnitt in der Baumpflege. Denn so wichtig die Baumpflege in einer verstädterten und ausgeräumten Landschaft sein wird, bleibt es dennoch eine Herkulesaufgabe, die gebotene gute Baumpflege alltäglich zu machen. Kletterblatt und Baumpflegeportal wollen den vielen kompetenten und engagierten Baumpflegern ein Partner sein und den guten Schnitt öffentlich machen. Deshalb gibt es den Baumpflegepreis „Goldener Schnitt“.

Zum ersten Mal waren Baumpflegefirmen aufgerufen, an Bäumen, die alltäglich gepflegt werden, zu zeigen, wie sie den guten Baumschnitt in der Praxis umsetzen. 20 professionelle Baumpfleger trauten sich, ihre Arbeiten einzureichen und sich dem kritischen Blick einer Jury aus Fachleuten zu stellen. In Anbetracht dessen, dass fast nirgendwo beschrieben wird, wie guter Schnitt auszusehen hat, ein mutiger Schritt. Dafür von unserer Seite an alle ein großes Lob für diesen Mut.

Uns ging es bei der ersten Verleihung des Goldenen Schnittes nicht darum, den Schnitt an außergewöhnlichen oder seltenen Bäumen zu bewerten, sondern wir wollten die normalen Bäume betrachten, die zur täglichen Arbeit der Baumpfleger gehören.

Sozusagen „Bäume wie Du und ich“.
Mit dem Goldenen Schnitt soll auch ein positives Bild von Baumpflege gezeigt werden. Negativbeispiele findet man in jeder Straße. Wir wollen das Bild eines guten Baumschnittes weitertragen und verstärkt öffentlich machen, was heute unter Fachleuten als guter Schnitt anerkannt wird.

Im Mai 2015 ist es so weit. Der Goldene Schnitt hat Premiere und wird bei den Deutschen Baumklettermeisterschaften zum ersten Mal verliehen. Die Gewinner und eine Bildauswahl ihres Baumschnittes werden auf dem Baumpflegeportal veröffentlicht.

Auf dass irgendwann alle ein Bild davon haben, wie guter Schnitt aussieht!
Der Baumpflegepreis soll zweijährlich vergeben werden. Der nächste Goldene Schnitt wird 2017 verliehen. Zeit genug, schon jetzt preisverdächtige Bilder von einem gelungenen Baumschnitt zu sammeln.

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Ohne Abstieg von Baum zu Baum: Traversieren

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Sich horizontal von Baum zu Baum zu bewegen bzw. zu traversieren, das ist eine Art des Baumkletterns, die im Alltagsgeschäft der meisten Baumpfleger eher selten angewendet wird. Wer sich aber die Zeit nimmt, sich die Geheimnisse des Traversierens anzueignen, wird feststellen, dass er seine Routen grundsätzlich anders plant und Querungen häufiger als gedacht anwenden wird. Im besten Fall spart Traversieren vertikale Bewegungen und ermöglicht eleganteres Klettern. Allerdings können Querungstechniken bei zu wenig Übung frustrierend und Angst einflößend sein. Dieser Artikel soll einige der Anfängerfehler aufzeigen und dabei behilflich sein, Traversiermethoden ohne den Part des Irrtums aus „trial and error“ zu meistern. Will Koomjian hat in den Aborist News die verschiedenen Methoden des Traversierens vorgestellt und beschrieben.

Traversieren ist in einigen Situationen sinnvoller als in anderen. So ist es für Kletterer bei hohen, engstehenden Bäumen nützlicher als in niedrigen, breitkronigen Bäumen. Bäume, die sich zum Traversieren eignen, sind Pappeln, Liriodendron (Tulpenbaum), Eukalyptus, Dipterocarpaceae (Flügelfruchtgewächse) und die meisten Koniferen. In Mitteleuropa sieht die Situation natürlich etwas anders aus. Querungen von Nadelbäumen haben den zusätzlichen Vorteil einer besseren Einsichtbarkeit des Ankeroder Verbindungspunktes, was bei Bäumen mit dichter Krone und herunterhängenden Ästen eine permanente Herausforderung darstellt.

Im Frühling 2011 wurde vom Autor (Will Koomjian) mit seinem Kletterkollegen Brian French eine fünftägige Klettertour ohne Bodenberührung in einem Bestand aus Oregon-Eichen (Quercus garryana) durchgeführt, um mit einer Filmcrew die Abenteuerdokumentation Treeverse zu erstellen. Mehrere Baumlücken von teils über 100 Fuß (30,5 Meter) wurden mittels Wurfbeuteln, ohne Hilfsmittel wie Schleudern oder Armbrüste, überwunden. Unnötig zu sagen, dass viele Stunden damit verbracht wurden, bekannte gegenwärtige Techniken zu trainieren, um von einem Baum zum anderen zu klettern. Es wurden sogar noch eigene neu entwickelt. Während einige der angewandten Methoden nicht direkt auf das alltägliche Klettern übertragen werden können, ist es bei den meisten aber möglich. Die im Folgenden dargestellten Methoden sind nach Auffassung des Autors eine kurze Zusammenfassung der relevantesten Querungstechniken für den Arbeitskletterer.

Die Wurfhakentechnik (The Hook Method)
Die einfachsten Querungstechniken – vom Schwingen oder der Verwendung von Stangenwerkzeugen abgesehen – schließen die Benutzung spezieller Haken ein, um einen Ast im entfernten Baum zu greifen, damit sich der Kletterer entweder rüberziehen oder am Seil mittels SRT fortbewegen kann. Der Kletterer bleibt dabei im ursprünglichen Baum gesichert, bis er den Zielbaum erreicht hat, wo er sich mit seinem Halteseil kurzsichern kann und dann sein Kletterseil aus dem ersten Baum abzieht. Die zwei gebräuchlichsten Arten von Haken sind ein Einfach- oder Epple-Haken – benannt nach dem deutschen Baumpfleger Ronnie Epple – auch „Baumfänger Wurfhaken“ genannt und der Enterhaken. Einen aus beiden auszuwählen ist meist eine Frage persönlicher Vorlieben, wobei viele Kletterer darin übereinstimmen, dass der Epple-Haken besser bei Laubbäumen, der Enterhaken besser bei Nadelgehölz funktioniert. Der Epple-Haken hat noch einen weiteren Vorteil. Da er keine scharfen Kanten gegen die Rinde aufweist, verursacht er weniger Schaden am Baum.

Auf den ersten Blick, mag Klettern an einem Seil, welches am Baum nur durch einen Haken am Ast befestigt ist, geradezu abenteuerlich klingen. Mit Übung kann der Kletterer jedoch die erforderlichen Fähigkeiten entwickeln, wie die offensichtlichen und weniger offensichtlichen Risiken im Gebrauch von Haken zu meistern sind. Das größte Risiko ist ein sich lösender Haken, wenn der Kletterer nahe am Zielbaum ist, was einen ernsthaften Pendelsturz zum Startbaum verursachen kann. Es gibt kein Verfahren, wie man das im Schnelldurchgang lernen kann. Es braucht ziemlich lange, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was eine gute Platzierung ist und was nicht. Wer also vorhat, diese Werkzeuge zu nutzen, der sollte in einer ihm bekannten Umgebung üben, damit er sicher sein kann, dass ihm im Falle eines unerwarteten Schwungs nichts treffen kann.

Der wichtigste Gesichtspunkt (abgesehen von Aststärke, Befestigungstyp bzw. Anbindung, und all den anderen Dingen, auf die wir achten, wenn wir unseren Ankerpunkt auswählen) ist der Zugwinkel. Normalerweise wird der Haken horizontal zum Zielbaum geworfen und auch so durch Ziehen getestet. Allerdings wird die Zugrichtung mehr oder weniger vertikal, wenn man sich dem Zielbaum nähert. Entscheidend ist, dass die Verankerung beim Ändern der Zugrichtung nicht bricht oder sich löst. So etwas wird höchstwahrscheinlich passieren, wenn man am weitesten vom Ausgangsbaum entfernt und äußerst gefährdet ist.

Es gibt zu viele Feinheiten bei der Hakenplatzierung, um sie alle hier zu beschreiben. Aber bei ihrem Gebrauch gilt immer zu berücksichtigen, was passiert, wenn sich ein Haken löst. Ein Haken mag an dem Ort, an dem ein unerwarteter Schwung keine Probleme bereiten wird, eine gute Wahl sein. Aber wenn bei einem unerwarteten Schwung Gefahren durch Äste oder Gebäude drohen, dann ist eine sicherere Querungstechnik angebracht.

Beim Übergang an einem Haken muss das Kletterseil im Ausgangsbaum straff gehalten werden, da Schlaffseil bei versagender Befestigung den Pendelsturz verstärken würde. Obwohl es praktisch erscheint, einen am Ende des Kletterseils befestigten Haken zu werfen, ist es dringend empfohlen, ein separates Seil zu nehmen. Falls der Haken in unerwünschter Position stecken bleibt, wird auch das festgeklemmte Seilende unbrauchbar. Es dürfte nicht genügend Seil bleiben für den Rückzug oder um Gerätschaften vom Boden zu holen, was in der Tat eine sehr heikle Lage wäre. Diese Situation kann auch eintreten, wenn der Zielbaum erreicht wird und das Kletterseil sich beim Abziehen des Kambiumschoners aus dem Ausgangsbaum verklemmt.

Das Bodenankerverfahren (The Ground-Anchor Method)
Eine weitere schnelle und einfache Querungstechnik ist das Bodenankerverfahren. Dieses Verfahren ist in etwa genauso schnell wie die Wurfhakentechnik, aber noch sicherer. Jedoch ist man auf die Hilfe einer kompetenten Person am Boden angewiesen. Um einen Bodenanker in einem entfernten Baum einzurichten, nimmt der Kletterer das Ende eines Seils (eines, das lang genug ist den Boden zu erreichen und wiederum möglichst nicht das Ende des Kletterseils) und wirft es über einen Ast im Zielbaum. Es bieten sich Wurfbeutel, Affenfaust (schwerer Endknoten) oder auch Stahlkarabiner zum Werfen an. Wenn das Ende über dem angepeilten Ast ist, wird es mittels Gewicht nach unten geschnippt (geflippt). Unten angelangt, wird es vom Bodenmann am Zielbaum angeschlagen und der Kletterer kann mittels Einfachseiltechnik traversieren. Da die Verankerung am Zielbaum sicher ist, braucht sich der Kletterer nicht um eine straffe Verankerung im Ausgangsbaum kümmern, sondern kann diese, so bald er will, abziehen. Alternativ kann der Kletterer eine Wurfleine über die Astgabel im Zielbaum werfen und zum Boden laufen lassen, wo der Bodenmann ein an der Basis angeschlagenes Seil befestigt. Beim Einholen des Seils wird die Wurfleine wieder in ihr Behältnis verstaut.

Die Enterhakentechnik (The Grapnel Method)
Eine weitere sichere Traversiertechnik wird mittels Wurfleine und einem speziellen Mini-Enterhaken wie dem Yella Grapnel (New Tribe, Grants Pass, Oregon, U.S.) durchgeführt. Sobald sich der Wurfbeutel über dem Zielast befindet, wird ungefähr so viel Leine, der Horizontalstrecke zwischen Kletterer und Ast entsprechend, ausgegeben. Dazu kann ein Slip-knot als Markierung dienen. Der Haken wird an der Leine befestigt. Da er leichter als der Wurfbeutel ist, wird er zum Ast gezogen. Er wird aber gerade so weit absinken, um unter dem Ast das andere Ende der Wurfleine zu greifen, wobei der Kletterer dann beide Enden zurückholen kann. Sobald die Wurfleine durch ein Kletterseil ersetzt wurde, kann sich der Kletterer zum Zielbaum mit Doppelseiltechnik, Einzelseiltechnik oder Seilrutsche bewegen.

Mit ein wenig Übung wird sich diese Technik als sehr wirkungsvoll herausstellen. Sie funktioniert auch in dichtem Bewuchs. Es ist nur das Wurfgewicht den aktuellen Bedingungen anzupassen. Da zum Aufbau der Traverse eine Wurfleine verwendet wird, kann der Kletterer, ohne große Sorge hängen zu bleiben, das Ende seines Kletterseils benutzen.

Ein großer Nachteil der Enterhakentechnik ist, dass im Verhältnis zur horizontalen Distanz der Traverse die doppelte Vertikale (Höhe des Zielastes) benötigt wird. Falls der Wurfbeutel nämlich auf dem Boden aufkommt, kann er nicht mehr den Wurfhaken zum vorgesehenen Ast ziehen. Für diesen Fall gibt es glücklicherweise einen Spezialtrick. Allerdings hilft der nur, solange das Verhältnis von Höhe zur horizontalen Strecke mindestens 1/1 beträgt. Statt Wurfleine auszugeben und dann erst den Haken anzubringen, kann der Kletterer ihn gleich mittels HMS und Schlüsselkarabiner befestigen.

Eine zweite Abzugsleine – ein kurzes Stück ist hier ausreichend – befindet sich am Haken. Der Enterhaken wird wie oben erwähnt zum Ast geschickt und das andere Seilende wie gewohnt gegriffen. Beim Zurückholen der Leine muss an der Abzugsleine gezogen und die Hauptwurfleine ausgegeben werden, bevor der Wurfbeutel in den Haken gezogen wird. Da der Haken mit einem HMS-Knoten an der Hauptleine befestigt ist, wird er an der Leine gleiten bis beide Enden wieder im Anfangsbaum sind. Bei diesem Verfahren ist Handhabung von Wurfleinen entscheidend und es hilft einen Falteimer im Baum zu haben.

Die Pendeltechnik (The Pendulum Method)
Ein Verfahren, das sich als sehr leistungsfähig herausstellen kann ist die Pendeltechnik. Hier wird ein Wurfbeutel über einen Ast geworfen und eine Pendelbewegung zurück erzeugt. Mit genügend Übung ist es sogar möglich, ihn über einen Ast in die Nähe zu bekommen. In der passenden Situation, z. B. genügend Freiraum, um ein Pendel zu erzeugen, kann das sehr wirksam sein. Auch wenn man nicht in der Lage ist, die Leine ganz zurück zu bekommen, kann man sie, falls sie nahe genug kommt, mittels Stangenwerkzeug oder mit Klettern zum Wurfbeutel erreichen.

Eine Variante (die Angelmethode) ist eine zweite Abzugsleine mit Enterhaken, mit der nach der Hauptleine geworfen und zurückgezogen wird. Dies ist in Situationen, wo man die Wurfleine zwar zurück ins Blickfeld bekommt, aber physikalisch nicht erreichen kann. In Treeverse wurden mit der Fishing Technik (Angelmethode) mehrfach Traversen von über 100 Fuß (30,5 Meter) errichtet.

Montage der Traverse (Rigging the Traverse)
Mit all den sicheren Traversiertechniken, die hier besprochen wurden, hat der Kletterer nun die Wahl, festzulegen wie er das Seil nutzt, um in den Zielbaum zu gelangen: Zur Auswahl stehen doppelte Ankerpunkte oder eine Tiroler Traverse. Unter doppelten Ankerpunkten ist einfach die Nutzung beider Ankerpunkte im Ausgangs- und Zielbaum als getrennte Systeme gemeint. Im einen System wird Seil ausgegeben, während im anderen zum Zielbaum aufgestiegen wird. Doppelte Ankerpunkte sind in der Regel einfacher einzurichten, bieten die zusätzliche Sicherheit zweier unabhängiger Einbindungen und ermöglichen die Wahl zwischen Einzelund Doppelseiltechnik zum anvisierten Baum (die Nutzung von handelsüblichen, gezahnten Seilklemmen an nicht-vertikalen Seilen ist problematisch; Gebrauchsanleitung beachten). Da doppelte Ankerpunkte den Kletterer zwischen den Fixpunkten auf den Grund eines tiefen „V“ setzen, kann es sich in Situationen mit ausladend tiefbeasteten Bäumen als problematisch erweisen.

Die Tiroler Traverse hält den Kletterer auf einem Höhenlevel und so können Tiefäste vermieden und Kräfte gespart werden. Allerdings brauchen Seilrutschen länger zum Aufbauen und es gibt mehrere Varianten. Am einfachsten ist es, eine statische Rundschleife zu machen, welche mittels Behelfsflaschenzug gespannt und mit einem Karabiner verbunden wird. Gewicht an einem horizontal gespannten Seil kann jedoch exponentiell größere Belastungen an den Ankerpunkten verursachen. Es ist wichtig, daran zu denken, dass der Kletterer den Ankerpunkt im Zielbaum nicht prüfen kann und daher beim Bau einer Seilrutsche vorsichtig und vorausschauend sein muss.

Es wird allgemein empfohlen, nur so weit zu ziehen, bis der meiste Durchhang aus dem Seil ist, nicht weiter. Dies hilft, sicherzustellen, dass die Kräfte an den Fixpunkten angemessen bleiben und das Seil bewegt und abgebaut werden kann, sobald die Überquerung durchgeführt worden ist. Im Falle von Wind in den Baumkronen wird dadurch auch reichlich Bewegung gewährleistet.

Schlussfolgerungen
Diese Darstellung verschiedener Traversiertechniken hilft Ihnen hoffentlich dabei, Ihre Traversierfähigkeiten so weit zu entwickeln, dass Sie dieses wichtige und interessante Kletterwerkzeug in Ihre Klettertrickkiste packen können. Da die sichere Durchführung der hier beschriebenen Techniken jedoch angewandtes Wissen von Kräftevektoren bzw. Kräftediagrammen voraussetzt, sollten sie nicht von unerfahrenen Kletterern angewendet werden. Die Risiken, sich in Gefahr zu begeben, vervielfältigen sich nämlich, wenn Sie sich in den freien Raum zwischen den Bäumen begeben, wo eine Rettungsaktion extrem schwierig ist und Selbsthilfe eine ganz neue Herausforderung darstellt. Dieser Artikel bietet auch keine Anleitung über die Handhabung von Querungstechniken im Rahmen des Arbeitskletterns. Falls Sie diese Techniken beim Arbeitsklettern benutzen wollen, müssen Sie sich unbedingt über entsprechende Regelungen bezüglich Arbeitssicherheit kundig machen. Climb on!

Übersetzt aus dem Englischen von Heinrich Stengele, Forstingenieur und Verkaufsberater bei Freeworker sowie selbst schon in Garry Oaks auf Vancouver Island/Kanada geklettert.

Der Autor: Heinrich Stengele (E-Mail)
Dipl. Ing. Forstwirtschaft (FH)

 
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Rigging-Ringe können mehr

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Ein Plus beim Einsatz im Klemmknotensystem: Rigging-Ringe können viel. Aber sie können noch mehr. Der Rigging-Ring kann auch als Schutz auf der zentralen Gurtbrücke eingesetzt werden, wodurch auch ein Klemmknotensystem entsteht, das schlank, kurz und sehr flexibel ist. Eine Idee und ein Bericht von Manuel Schuster.

Rigging-Ringe finden in vielen Bereichen Anwendung. Vor allem im Rigging-System können diese Kausche gut als Seilschoner verwendet werden. Sie sorgt dafür, dass man einen größeren Umlenkradius beim Anschlagen von Rollen mit Augschlingen erhält. Die Rigging-Ringe können auch zum Abseilen von leichten Lasten verwendet werden. Dazu werden die Ringe in ein Stück Seil eingespleißt, so dass eine Art Kambiumschoner entsteht. So kann man den Rigging-Ankerpunkt auch vom Boden aus abziehen. Das spart einen Weg nach oben.

Rigging-Ringe schützen nicht nur die Riggingseile an sich, sondern auch die Seile insgesamt für die PSA. Eine schöne Anwendung ist das Abwürgen des Aufstiegsseils. Der Rigging-Ring wird dazu in den Würgeknoten eingebunden. Das hat den Vorteil, dass der Umlenkradius im Würgeknoten nicht so klein ist und die Reibung von Seil auf Seil vermieden wird.

Aber das ist noch nicht alles. Auf der Suche nach weiteren Verwendungsmöglichkeiten für die Rigging-Ringe hatte ich die Idee, dass die Kauschen auch gut als Schutz auf der zentralen Gurtbrücke funktionieren könnten. Dies ermöglicht einen sehr tiefen Anschlagpunkt am Gurt. Um dann ein Klettersystem aufbauen zu können, habe ich eine Pinto mit den Schenkeln in eine Rundschlinge gespleißt. Diese Rundschlinge kann auch gut geknotet werden. Die Rundschlinge wird dann durch den Rigging-Ring, der auf der Brücke läuft, gesteckt und mit einem Karabiner hintersichert. In den Karabiner hänge ich dann den Spleiß ein, also die laufende Seite von meinem Klettersystem.

Durch den Steg von der Pinto wird anschließend ein Klemmknoten auf das Seil gebunden. So entsteht ein Klettersystem. Damit der Rigging-Ring beim Klettern nicht aus der Brücke rutschen kann, wird ein großer Ankerring von DMM oder ISC auf die Brücke gelegt und eine Bucht aus der Brücke durch diesen gesteckt. Der Rigging-Ring wird zwischen Bucht und Ring eingehängt. (Diese Idee habe ich von Fabian Weber übernommen.) Das verhindert auch, dass der Rigging-Ring eventuell verloren geht, wenn das System ausgehängt wird. Das Klemmknotensystem, das dabei entsteht, ist sehr schlank, kurz und flexibel. Durch den Rigging-Ring hat es den Vorteil, dass nur ein kleiner Abstand zwischen stehendem und laufendem Seil existiert, so dass das Seilauge vom Kletterseil nicht durch den laufenden Strang verletzt werden kann.

Der Autor: Manuel Schuster (E-Mail)
B.Sc. Arboristik, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule, zertifiziert: RAL Gütezeichen Baumpflege

 

Weitere Artikel des Autors zu diesem Thema
Rigging Ringe von Antal: (Fast-)Alleskönner von Manuel Schuster (Freeworker Blog)

 
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Stufe um Stufe zum Optimum: „Handsfree“-Treppenaufstieg

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Immer wieder der Treppenaufstieg. Vor Jahren noch der – bestenfalls – beschmunzelte Exot, ist er heute eine anerkannte Aufstiegstechnik. Mit noch vielen Optimierungsmöglichkeiten. Er ist deshalb eine Aufstiegstechnik für innovative Tüftler. Eine weitere Stufe zum optimalen Treppenaufstieg nimmt Dennis Stapf.

Der Treppenaufstieg ist inzwischen bei vielen Kletterern die 1. Wahl bei den Aufstiegstechniken am stehenden Seil und wird immer weiter modifiziert (z. B. Der Überhandaufstieg, Kletterblatt 2014).

Einige Details störten mich aber nach wie vor:

•   Auch mit der Schlaufe in der oberen Klemme bleibt die Hand dennoch blockiert und kann nicht helfen,
    wenn es mal etwas enger ist.
•   Erlaubt die Struktur ein „freies“ Hochklettern, wird zwar die Bruststeigklemme durch das Gummiband
    hochgezogen, die andere Klemme ist dann aber im Weg.
•   Die Koordination des Ablaufes bleibt für einige Kletterer, aber vor allem für Anfänger erst einmal
    schwer umzusetzen.
•   In der klassischen Zusammenstellung ist der Treppenaufstieg nur für den Aufstieg am stehenden Seil geeignet.
•   Die Rettung ist auch wegen der Übersicht anspruchsvoll.

Ist das halt so oder geht es nicht besser? Ich dachte, es muss besser gehen. Der Treppenaufstieg kann optimiert werden. Auf eine Idee hat mich Michael Frankhauser mit seinem HAAS gebracht. Ebenso Kollegen, die wie ich den Treppenaufstieg schätzen und nutzen, aber die Defizite sehen und nicht akzeptieren wollen. Ein „Ist-halt-so“ gibt es nicht. Auch diese Kollegen haben sich Sets ausgedacht, die in meine Idee eingeflossen sind.

Der Treppenaufstieg geht besser!
KB15-02: Handsfree-Treppenaufstieg, Abbildung 1KB15-02: Handsfree-Treppenaufstieg, Abbildung 2Man nehme eine Bruststeigklemme (z. B. Croll, Basic, TurboChest etc.), knote ein Stück Seil ein und binde sich am anderen Ende eine Schlaufe für den Fuß. In meinem Fall (siehe Bilder) Hohltau am Ende durchgespleißt, so entsteht eine Schlinge, die am Fuß fixiert werden kann. Die Länge sollte so gewählt werden, dass die Klemme nachher auf Höhe des Knies hängt.

In die obere Öse der Bruststeigklemme wird ein Gummiseil eingeknotet, an das Ende kommt ein Hilfskarabiner. Bei der Länge muss dann ein bisschen ausprobiert werden, also erst mal lang genug lassen, damit nachjustiert werden kann (Abb. 1, Abb. 2).

Das Gummiseil wird durch den zentralen Ring oder einen Hilfskarabiner in der Brücke geführt und am gegenüberliegenden Fuß, an dem die Fußsteigklemme sitzt, in die Schnürsenkel, oder Schlaufen, gehängt.

Die obere Klemme mit der Trittschlinge und Schlaufe für die Hand entfällt also, und nichts muss mehr von Hand nach oben geschoben werden. Damit kommt das nächste Problem: Die Hintersicherung der Bruststeigklemme über die obere Klemme entfällt – eine Verbindung zur jetzt unteren Klemme ist technisch machbar, aber wegen der auftretenden hohen Fangstöße nicht vertretbar. Da Klemmen nicht als alleiniges Sicherungsgerät dienen sollten, habe ich mehrere Geräte ausprobiert. Am besten funktioniert hat es mit dem BUDDY von DMM und dem GOBLIN von CAMP. Einige Kollegen benutzen auch den Rocker, der lief bei mir jedoch nicht so gut, was ich aber nicht verallgemeinern will.

Das Sicherungsgerät der Wahl wird nun mit einem Karabiner mit dem zentralen Ring oder der Brücke verbunden. Ich habe kein Gummiband in das Gerät eingeknotet, sondern ein Gummiband mit eingeknotetem Hilfskarabiner während der Arbeit immer um den Hals. „Ach, dafür ist das! Ich dachte, das ist Baumpflegerschmuck“, sagte mal ein Teilnehmer eines SKT Kurses zu mir.

KB15-02: Handsfree-Treppenaufstieg, Abbildung 3Dies hat zwei Gründe:

1. Bei allen von mir ausprobierten Sicherungsgeräten muss zum
    Belegen der Karabiner entnommen und das Gerät geöffnet
    werden.
2. Die Kombination Klemme mit kurzer Trittschlinge und
    Gummiband, Fußsteigklemme und Gummiband um den Hals
    kann bei jeder Doppel- und Einfachseiltechnik verwendet werden,
    vor allem auch sehr schön bei Einfachseiltechniken mit dem
    Rope Wrench. Der komplette Aufbau des Systems ist auf Abb. 3
    zu sehen.

Beim Aufstieg sind nun also beide Hände „frei“. Man braucht sie lediglich, um den Körper aufrecht zu halten, eine Kombination mit Brustgurt (je nach Einstellung) ist möglich, um das komplette „Handsfree“-Feeling zu haben.

Wer einen HAAS besitzt, kann ihn für dieses System natürlich sehr gut benutzen. Er läuft vielleicht sogar noch etwas besser als mein System. Gestört am HAAS haben mich nur zwei Dinge: Einmal der hohe Preis und dann die Tatsache, dass im HAAS das Gummiseil durch ein Röhrchen im Seil der Trittschlinge läuft, dadurch das Ganze sehr starr wird und nicht kompakt verstaut bzw. am Gurt transportiert werden kann. Aber das nur am Rande. Vielleicht macht ihr eine andere Erfahrung.

Viel Spaß beim Ausprobieren meines Systems. Ich bin mir sicher, dass sich der Treppenaufstieg noch weiter verbessern lässt. Vielleicht habt Ihr neue Ideen. Ich bin gespannt und wäre gerne bei Euren Ideen und Gedanken dabei: Treppenaufstieg@Kletterblatt.de.

Der Autor: Dennis Stapf (E-Mail)
Selbständiger Baumpfleger, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule

 
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„Handsfree“-Treppenaufstieg
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Top gehandlet – von Freihand zu Top Handle

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Damals wie heute … Ein Baum ist faszinierend. In ihm zu arbeiten einzigartig. Kein Wunder, dass sich so viele für den Beruf des kletternden Baumpflegers / der kletternden Baumpflegerin begeistern, obwohl es ein harter, anspruchsvoller und nicht ungefährlicher Beruf ist. Die Arbeit im Baum ist eben mehr als ein Beruf, sie ist für viele ein Lebensgefühl.

Für viele Arbeiten im Baum ist die Motorsäge unverzichtbar. Viele Jahre war Motorsägen-Einsatz in Kombination mit der Seilklettertechnik ein Zankapfel. Diese Zeiten sind vorbei. Längst hat man erkannt, dass die Seilklettertechnik dem gefährlichen Arbeiten mit der Motorsäge im Baum die notwendige Sicherheit bieten kann.

Als ich vor ca. 39 Jahren meine Baumpflege-Karriere begann, reichte mir zunächst eine Bügelsäge. Nach der Teilnahme an einem Motorsägen-Lehrgang war klar: Ich will eine richtige Motorsäge wie die Forstprofis. Mein Händler vor Ort war Stihl-Händler. So kaufte ich eine mittelgroße Stihl-Motorsäge, nach dem Motto: Qualität ja, aber Eine für Alles! Das musste reichen. Schließlich war ich Student, Geld war knapp. Nachteil: Die Säge war für Stämme zu klein, für Geäst zu groß.

Es muss vor mehr als 30 Jahren gewesen sein, als ich von einer kleinen und handlichen „Einhand-Säge“ von Echo hörte. Sie war von der Gewichtsverteilung ideal geeignet, um sie mit einer Hand wie ein Schwert durch die Äste zu führen. Ideal, dachte ich mir, die muss ich haben! Schließlich brauchte ich beim Sägen auf der Leiter eine freie Hand, um mich irgendwo festzuhalten. Seilklettertechnik war noch ein Fremdwort und die Bügelsäge für dickere Äste völlig ungeeignet. Die Gefahren bei der Einhand-Bedienung wurden mir schmerzlich klar, als mein Unterarm Bekanntschaft mit der auslaufenden Kette machte. Eine Narbe wird mich mein ganzes Leben an diesen Unfall erinnern. Ähnliche Erfahrungen haben wahrscheinlich viele gemacht, weshalb heute niemand mehr von „Einhand“ spricht, sondern von Top-Handle und Zwei-Hand-Bedienung. Zu Recht!

Top-Handle-Sägen sind klein, kompakt, leicht und stark. Ideal für Baumkletterer, schließlich geht es im Baum oft eng zu. Wendigkeit ist angesagt. Eine Hand hält ergonomisch das Gewicht des Motorblocks und steuert bequem das Gas, die andere sorgt für die korrekte Stellung der Säge und die stabile Schnittführung. Am Boden ergonomisch zu arbeiten, ist ein Kinderspiel. Im Baum wird es anspruchsvoll, das wissen alle kletternden Baumpfleger. Der geforderte stabile Stand ist oft nur mit kunstvoll und spor tlich anmutenden Fußbelastungen, Beinabwinkelungen und Körperstellungen zu erreichen, abgestimmt auf Aststellung und Seilführungen der Sicherungssysteme.

Der Einsatz von Motorsägen bei Kletterarbeiten im Baum stellt an die Technik hohe Anforderungen. Einen Motor kopfüber, schräg, seitlich, nach unten oder oben mit allem zu versorgen, was er braucht, um mit hohen Drehzahlen gleichmäßig und zuverlässig Leistung zu bringen, ist eine harte Nuss für Motorsägen-Hersteller. Als ich vor vielen Jahren als Kletterer gebucht war, um eine neue Top-Handle während einer Messe vorzuführen, versagte die Motorsäge (ein Prototyp) bei speziellen Abwinklungen mitten in der Vorstellung ihren Dienst, systembedingt. Ein zweiter Prototyp wurde eilends eingeflogen; gleiches Problem. Die Techniker sind verzweifelt. Ein Formel-1-Motor hält während des kompletten Rennens seine Lage stabil. Eine Top-Handle im Baum nicht. Die steht Kopf, die steht quer – Höchstleistung für den Motor. Das sieht man einer so kleinen Säge gar nicht an.

Als die Firma Echo GmbH ihre Anzeige für das Kletterblatt buchte, kamen wir auf meine erste Top-Handle zu sprechen. Echo gibt es nun schon seit 35 Jahren. So gesehen war ich wohl einer der ersten Kunden von Echo!!! Allerdings habe ich damals meine kleine Wundersäge beim örtlichen Stihl-Händler gekauft und in Pflege gegeben. Heute, so versicherte mir Herr Beck, der Geschäftsführer von Echo Deutschland, können Echo-Kunden auf nunmehr 1.000 Händler über Deutschland verteilt zurückgreifen.

Inzwischen hat jeder namhafte Hersteller eine Top-Handle im Programm. Und die Top-Handle haben sich weiterentwickelt. Auch „meine“ Echo von damals. Im Gegensatz zu mir wirkt sie heute jünger und interessanter als damals. Und sie ist jetzt auch namentlich hoch offiziell zur Baumpflege-Säge aufgestiegen, wohingegen ich meine aktive Baumpfleger-Zeit hinter mir habe. Beim Gewicht werde ich auch neidisch. Ich nehme mit dem Alter zu. Die heutige Echo ist mit 2,3 kg viel leichter als damals und soll sogar die leichteste Baumpf legesäge ihrer Klasse auf dem Markt sein und das bei einer Leistung von 1,1 kW. Starker Durchzug, hohe Kraftreserven, trotz Fliegengewicht. Ich gebe mich geschlagen! Einzig bei der Bezeichnung kann ich heute noch punkten: Meine (Berufs-)Bezeichnung „Dipl. Ing.-agr.“ klingt doch besser als die der heutigen Echo-Säge „CS-2510TES“, oder?

Herr Beck sprach bei unserem Gespräch begeistert von weiteren Vorzügen der aktuellen Top-Handle: So sei konsequent auf überflüssige Details verzichtet und dafür viel Wert auf Funktionalität und praktische Handhabung gelegt worden. So könne man länger ohne Armermüdung arbeiten und die spezielle Start-Automatik mache das An- und Abschalten flexibel, schnell und zuverlässig. Der Motorlauf wird kontrolliert vor zu hohen Drehzahlen geschützt.

Wirklich schade, dass meine aktive Baumpfleger-Zeit schon vorbei ist.

Meine Vermutung, dass die Idee mit der Kaffee-Tasse in der Echo-Anzeige inspiriert ist durch mein Foto im Vorwort des Freeworker-Katalogs 2014, wo ich vor der Kaffeemaschine im Freeworker-Shop posierte, ist aber dann doch eher Zufall und keine Hommage an meine erste Top-Handle.

Der Autor: Johannes Bilharz (E-Mail)

 
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Der Goldene Schnitt 2015

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Verleihung des Baumpflegepreises bei den Deutschen Baumklettermeisterschaften 2015

Am 20. Sept. 2015 war es soweit: Zum ersten Mal wurde der Goldene Schnitt verliehen. Ein Preis für eine besonders gelungene Baumschnittmaßnahme. Über 30 Arbeiten waren eingereicht worden. Die Organisatoren Baumpflegeportal und Kletterblatt sehen darin ein ermutigendes Zeichen, die Auszeichnung „Goldener Schnitt“ auch weiterhin offensiv zu fördern. Denn über 30 Maßnahmen, das waren auch über 30 Bewerber, die den Mut hatten, ihre Baumpflegearbeiten öffentlich einer kritischen Jury zur Bewertung vorzulegen.

Es ist nicht leicht, komplexe Baumschnittmaßnahmen zu bewerten. Simple Fragen-Antwort-Schemata greifen hier nicht. Mit welcher Leidenschaft können Fußballergebnisse diskutiert werden, die doch eigentlich nach klaren Regeln entstehen. Um wie viel schwieriger ist es da, einen Baumschnitt fachgerecht zu bewerten. Es hatte deshalb im Vorfeld auch kritische Stimmen zum „Goldenen Schnitt“ gegeben. Stimmen, die per se so ein Projekt in Frage stellten, aber auch kritische Anregungen, die weitergeholfen haben.

Wir werden uns auch weiterhin für gute Baumpflege engagieren und Fragen stellen. Baumpflege muss jedoch nicht nur gut, sondern auch dem Kunden vermittelbar sein. Wir sagen den Teilnehmern „Danke“ für ihre eingereichte Arbeit, ebenso den Jury-Mitgliedern Ulrich Walter, Roman-Siegfried Rathai, Jörn Benk und Kai Bergengruen.

Den 1. Platz und damit den Baumpflegepreis „Der Goldene Schnitt“ hat Frank Bechstein, Baumpflege GmbH mit einer Kronenreduktion an einer Platanus Hybride errungen. Die eingereichte Baumschnittmaßnahme wurde von der Fach-Jury als „fachgerecht und vorbildlich durchgeführt“ bewertet. Die eingereichten Arbeiten der 10 nominierten Preisträger sind auf Baumpflegeportal veröffentlich. Als Veranstaltungsort der Preisverleihung war der Austragungsort der Deutschen Meisterschaft im Baumklettern gewählt worden (Tübingen, Sept. 2015). Wir danken der ISA Germany für diese Zusammenarbeit.

Wir halten die Verleihung des Preises „Goldener Schnitt“ bei den Baumklettermeisterschaften deshalb für gut, weil die Meisterschaft zwar ein sportlicher Wettbewerb im Baumklettern ist, diese Technik aber letztendlich im Alltag ein Ziel hat: die Ermöglichung einer guten Baumpflege. Der Präsident von ISA Germany, Jan von Hofmann, hat in seiner Ansprache deshalb auch zu Recht deutlich gemacht, dass bei zukünftigen Wettbewerben hier auch wieder eine engere Verbindung gesucht werden soll. Die Preisverleihung „Goldener Schnitt 2015“ fand bei den Deutschen Baumklettermeisterschaften am 19. Sept. 2015 in Tübingen statt.

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Fachlich fundierte und praxisorientierte Baumkontrolle

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Ausbildung zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur an der Münchner Baumkletterschule: Bäume im öffentlichen Raum und in privaten Gärten werden mit dem Einpflanzen wesentlicher Bestandteil des Grundstücks. Deshalb ist in der Regel der Grundstückseigentümer für seine Bäume verantwortlich. Er muss einerseits dafür sorgen, dass durch die Bäume keine Schäden für andere entstehen (Verkehrssicherungspflicht, Nachbarrecht), hat andererseits aber auch Anspruch auf Ersatz, wenn an seinen Bäumen Schäden entstehen.

Weil Bäume auch aus gesellschaftlichem Interesse oft erhaltenswert sind, sind dem Eigentümer enge Grenzen gesetzt: überwiegend durch das Naturschutzrecht, aber auch durch Bodenschutz- und Umweltschadensrecht. Sind Bäume Teil eines (Garten-)Denkmals, greift auch das Denkmalschutzrecht. Baumeigentümer haben also Pflichten. Um diese zu erfüllen, sind sie überwiegend auf Fachleute angewiesen.

Gerade die manchmal gegensätzlichen rechtlichen Regelungen – z. B. zur Verkehrssicherungspflicht und zum Naturschutz – und z. B. Regeln zum Baumschutz während Baumaßnahmen im Baumumfeld stellen hohe Anforderungen an das rechtliche und fachliche Wissen derjenigen, die sich (professionell) mit Bäumen befassen. Eine gezielte Aus- und Fortbildung ist deshalb für Baumpfleger und Baumkontrolleure unabdingbar:

• insbesondere zur fachgerechten Pflege von Bäumen,
• zur Beurteilung der Verkehrssicherheit,
• aber auch zunehmend zu Fragen des Artenschutzes.

Baumkontrolle und Baumpflege
Aufgrund der Verkehrssicherungs- und Sorgfaltspflicht muss der Baumeigentümer notwendige, zumutbare Vorkehrungen treffen, um Schäden, die durch seine Bäume entstehen könnten, möglichst zu verhindern. Hauptaufgabe der Baumkontrolle ist es in diesem Zusammenhang, die Bäume regelmäßig auf Anzeichen von Gefahren zu überprüfen und ggf. erforderliche Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung festzulegen – immer mit dem Ziel, den Baum möglichst zu erhalten. Die Kontrolle von Bäumen ist somit wesentlicher Bestandteil der Verkehrssicherungspflicht von Baumeigentümern.

Bei der Baumkontrolle (insbesondere bei der Festlegung von Pflegemaßnahmen) sollten folgende Aspekte eine Rolle spielen:

• Gefahrenerkennung und -beseitigung,
• Erhaltung von Bäumen als Bestandteil urbanen Grüns,
• Natur- und Artenschutz,
• baumbiologisch sinnvolle Entscheidungen.

Baumkontrolleure müssen besonnen und gewissenhaft vorgehen und ein fundiertes Fachwissen über Bäume und mögliche Gefahrenmerkmale besitzen. Sie sollten aber auch in der Lage sein, sinnvolle Maßnahmen zur Förderung der Baumentwicklung zu empfehlen. Denn gerade solche Maßnahmen tragen oft zur Bruch- und Standsicherheit bei und halten Bäume langfristig verkehrssicher.

Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen erfolgt normalerweise nicht durch den Baumkontrolleur, sondern durch einen Baumpfleger. Dieser ist häufig durch seinen Vertrag mit dem Baumeigentümer weitgehend an die Umsetzung der bei der Baumkontrolle festgelegten Maßnahmen gebunden. Darüber hinaus können Baumpfleger Schadsymptome manchmal besser erkennen und beurteilen aufgrund von:

• Fachwissen,
• praktischer Erfahrung
• und nicht zuletzt deshalb, da sie einen Baum meist länger und aus anderen Perspektiven im Blick haben (Kronenbereiche).

Dadurch kann es zu einer unterschiedlichen Bewertung durch Baumkontrolleur bzw. Baumpfleger und zu Diskussionen mit dem Auftraggeber kommen. Baumkontrolleure wiederum haben den Vorteil, Regeneration und Baumentwicklung (z. B. nach einer Schnittmaßnahme) noch viele Jahre nach der Maßnahme beobachten und beurteilen zu können – wenn sie Baumbestände über längere Zeiträume betreuen. Wegen eines solchen „Monitorings“ lassen sich dann auch Empfehlungen für eine langfristige Förderung des Baumbestandes ableiten.

Ausbildungskonzept der Münchner Baumkletterschule
Aus folgenden Gründen ist es erforderlich, dass bei Baumbeurteilung und möglichen Maßnahmen Baumkontrolleure und Baumpfleger grundlegend gleiche Kenntisse besitzen:

• die enge inhaltliche Verflechtung von Baumkontrolle und Baumpflege,
• das mögliche Konfliktpotenzial, das sich aus unterschiedlichen Perspektiven und praktischen Erfahrungen ergibt.

An der Münchner Baumkletterschule werden seit vielen Jahren beide „Berufsgruppen“ weitergebildet. Durch ein vielschichtig aufeinander abgestimmtes Ausbildungsprogramm wird versucht, diesem Anspruch gerecht zu werden. Dabei zeigt sich, dass bei beiden Gruppen ein großes Interesse an einer interdisziplinären Ausbildung besteht. Baumpfleger schätzen die Ausbildung zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur als wichtigen Baustein für ein kundenorientiertes Leistungsspektrum. Baumkontrolleure verbessern mit praxisorientierten Baumpflege-Kursen ihr Urteilsvermögen bei der Erkennung von Symptomen und der praktikablen Planung von Maßnahmen.

Baumkontrolle
Zentrales Element und damit auch für die Verkehrssicherheit von wesentlicher Bedeutung ist eine regelmäßige Sichtkontrolle (Regelkontrolle). Diese erfolgt als qualifizierte Inaugenscheinnahme (vom Boden aus, ohne Aufgraben der Wurzeln).
Ziel einer jeden sorgfältigen, qualifizierten Inaugenscheinnahme sollte die Beantwortung der Frage sein: „Ist die Verkehrssicherheit gegeben?“ Ist das nicht der Fall, besteht selbstverständlich Handlungsbedarf. Die Pflichterfüllung ist erst dann beendet, wenn die Gefahren durch entsprechende Maßnahmen beseitigt wurden. Das können Baumpflege- und Sicherungsmaßnahmen, aber auch die Fällung des Baums sein.

Langfristige Handlungsempfehlungen
KB16-05: Fundierte, praxisorientierte Baumkontrolle, Abbildung 1Normalerweise werden bei der Regelkontrolle Aussagen über die Verkehrssicherheit des untersuchten Baums für den Zeitraum innerhalb des Regelkontrollintervalls getroffen. Um die Verkehrssicherheit kurzfristig wiederherzustellen und bis zur nächsten Regelkontrolle zu erhalten, sind Maßnahmen, die

• die Entwicklung des Baums langfristig fördern und/oder
• künftigen Fehlentwicklungen vorbeugen

zwar nicht immer zwingend erforderlich. Für ein sinnvolles Baummanagement sind sie aber sehr wichtig, denn wird z. B. bei der Sichtprüfung jedoch festgestellt, dass Entwicklungen in der Krone, am Stamm, im Wurzelbereich und/oder im Baumumfeld langfristig zu statischen oder gesundheitlichen Problemen für den Baum führen können, ist es sinnvoll, frühzeitig entgegenzuwirken (siehe grün hinterlegte Blöcke in Abb.). Deshalb wird bei der Ausbildung an der MBKS von vornherein auch großes Augenmerk auf den „grünen Weg“ im abgewandelten Schema aus der Baumkontrollrichtlinie (FLL 2010) gelegt (siehe Abb.).
Eine „gute“ Baumkontrolle integriert die Erkenntnisse zur Vitalitäts-, Standraum- und Baumentwicklung in das Konzept zur Baumbeurteilung.

Ziel sind immer möglichst gesunde, vitale und verkehrssichere Bäume. Wird Handlungsbedarf im Bereich der Baumpflege frühzeitig erkannt und die entsprechenden Maßnahmen rechtzeitig umgesetzt, wird auch die zukünftige Verkehrssicherheit des Baums gewahrt oder hergestellt. Der Aufwand, der später für Kontrolle und Pflege notwendig ist, wird so möglichst gering gehalten. Zudem sind gesunde, vitale und verkehrssichere Bäume für den Baumeigentümer monetär höherwertig (FLL 2013).

Kurse zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur
Die Kurse zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur orientieren sich im Kern daran, was in der entsprechenden Prüfung abgefragt wird. Darüber hinaus wird gemäß dem oben beschriebenen Anspruch der MBKS aber ein besonderer Schwerpunkt auf Planung und Kontrolle fachgerechter Baumpflege-Maßnahmen nach jeweils aktueller ZTV-Baumpflege gelegt.

In den angebotenen Modulen 1 bis 4 erlernen und vertiefen die Kursteilnehmer das theoretische Grundwissen. Außerdem trainieren und ergänzen sie ihre Fertigkeiten für eine fachlich qualifizierte Baumansprache und -kontrolle. Im Intensiv-Modul werden die Teilnehmer optimal auf die Prüfung zum FLL-zertifizierten Baumkontrolleur vorbereitet.

Die Prüfung zum FLL-Zertifizierten Baumkontrolleur besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichpraktischen Teil. Im schriftlichen Teil müssen innerhalb von 60 Minuten mindestens die Hälfte der 50 Fragen – von der FLL vorgegeben – richtig beantwortet werden. Die mündlich-praktische Prüfung wird als Regelkontrolle durchgeführt, bei der Schadensmerkmale und ihre Auswirkungen erkannt werden müssen (Dauer 45–60 Minuten). Die Bewertung erfolgt durch zwei Prüfer aus der Prüfungskommission.

Modul 1: Recht und Pilze
In diesem Grundlagenseminar werden die wichtigsten Gesetze und Regeln vorgestellt:

• zur Verkehrssicherungspflicht,
• zum Baum- und Artenschutz sowie
• die anerkannten FLL-Baumkontrollrichtlinien mit Überblick über den Aufbau und die Organisation eines Baumkatasters, die unterschiedlichen Kontrollintervalle und Informationen zur praktischen Durchführung der Baumkontrolle.

Als wichtiges (und lernintensives) Thema werden bereits im Modul 1 die bedeutendsten holzzerstörenden Pilze und deren Gefahrenpotenzial ausführlich behandelt.

Modul 2: Baumbiologie und Körpersprache der Bäume
Um baumbiologisch sinnvolle Maßnahmen, die auch die Verkehrssicherheit wiederherstellen, ableiten zu können, sind grundlegende Kenntnisse über Baumwachstum und Vitalitätsbeurteilung besonders wichtig. In diesem Seminar wird Hintergrundwissen für eine fachlich fundierte Argumentation behandelt. Anhand von zahlreichen anschaulichen Beispielen wird vermittelt,

• wie sich Bäume – obwohl sie ortsgebunden sind – hervorragend an äußere Einflüsse anpassen
• und wie sie statische Probleme frühzeitig signalisieren.

Die „Körpersprache“ der Bäume zu verstehen, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Baumkontrolleurs.

Modul 3: Baumpflege
Der größte Zeitaufwand bei der Baumkontrolle ist nötig, um Baummerkmale zu erkennen und zu dokumentieren. Eigentliches Ziel ist es aber, entsprechende Baumpflege-Maßnahmen festzulegen. Hier muss der Kontrolleur all sein Detailwissen für eine komplexe Entscheidung anwenden:

• Einerseits soll die Verkehrssicherheit wiederhergestellt werden.
• Andererseits darf der Baum nicht durch fachlich unbegründete oder falsche Maßnahmen geschädigt werden.

In dem sehr praxisorientierten Seminar werden die Grundlagen des Baumschnitts, Arbeitsverfahren und Baumpflege- sowie Sicherungsmaßnahmen nach ZTV-Baumpflege behandelt.

Modul 4: Artspezifische Besonderheiten
In diesem Seminar werden Kenntnisse über die baumartenspezifische Ausprägung verschiedener Defektsymptome und Krankheiten vermittelt. Manche einander ähnliche Merkmale oder Schadsymptome sind bei verschiedenen Baumarten unterschiedlich in ihrer Auswirkung und müssen differenziert beurteilt werden. Die Teilnehmer lernen anhand häufiger Baumgattungen spezielle Symptome und Krankheiten kennen.

Interdisziplinäre Kurse und vertiefende Seminare
Die Maßnahmenplanung bei der Baumkontrolle zielt in erster Linie auf vorbeugende, erhaltende, verkehrssichernde und nachsorgende Maßnahmen ab, die als fachlich anerkannter Stand der Technik geeignet sind, die Bruch- und Standsicherheit wiederherzustellen. Notwendige Eingriffe und deren Intensität wie Kronenpflege, Kroneneinkürzung und Sicherungsmaßnahmen aus der jeweils aktuellen Fassung der ZTV-Baumpflege (FLL 2006) sollen möglichst gering gehalten werden. Deshalb sind die Bäume bei der Baumkontrolle stets auch daraufhin zu überprüfen, ob bzw. mit welcher Eingriffsstärke solche Pflegemaßnahmen erforderlich sind.

Deshalb müssen diejenigen, die für Baumkontrolle zuständig sind, neben der Schadenskunde auch Kenntnisse über baumbiologische Zusammenhänge sowie Erfahrungen mit praktischer Baumpflege und deren möglichen Auswirkungen besitzen. Die Notwendigkeit drastischer – und oft auch kostenintensiver – Maßnahmen (Kroneneinkürzungen und -sicherungsschnitte, Sicherungsmaßnahmen usw.) muss sich aus den zuvor dokumentierten Schadmerkmalen ableiten: Ein symptomloser Baum bedarf keiner Sondermaßnahmen!

Das Kurskonzept der Münchner Baumkletterschule beinhaltet deshalb spezielle Seminare, die sich sowohl an Baumkontrolleure und Baumsachverständige (mit Schwerpunkt Maßnahmenplanung), als auch an ausführende Baumpfleger richten. Schwerpunkt der interdisziplinären Kurse und vertiefenden Seminare ist die Wissenserweiterung durch Theorie, praktische Übungen und die fachliche Diskussion mit Kollegen. Durch die kleinen Seminargruppen und die Exkursionen bzw. praktischen Übungen ist die Wissensvermittlung sehr intensiv.

Theorie und Praxis zur Sicherung/Stabilisierung bruch- und wurfgefährdeter Bäume
Größere Baumdefekte erfordern bei wertvollen Bäumen neben dem Schnitt häufig weitere Sicherungsmaßnahmen. Im Seminar wird das notwendige Wissen vermittelt, um entscheiden zu können, ob Schnitt und/oder Einbau von Kronensicherungen die jeweils passende Maßnahme sind. Außerdem werden derzeit am Markt angebotene Produkte, deren Einbaumöglichkeiten und Funktionsweise vorgestellt.

Baumbeurteilung – Grundlagen Baumpflege
Dieser Kurs deckt sich inhaltlich mit Modul 2 („Baumbiologie und Körpersprache der Bäume“). Er ist als Einstiegskurs zu den Grundlagen für das Arbeiten mit und im Baum gedacht. Basiswissen zur Biologie der Bäume sowie zur Beurteilung von Bruch- und Standsicherheit werden vermittelt.

Baumschnitt: fach- und baumgerecht
Dieser zweitägige Kurs besteht aus einem Theorie- und einem Praxisteil. Der Theorieteil deckt sich inhaltlich mit Modul 3 („Baumpflege“). Im Praxisteil wird der Baumschnitt geübt. Das soll im Baum mehr Sicherheit bei den Entscheidungen geben sowie einen Überblick zu den fachgerechten Maßnahmen der ZTV-Baumpflege liefern. Voraussetzungen: SKT-A oder B, aktuelle AMU, eigene PSA.

Artenschutz in der Baumpflege
Bäume sind zeitweise oder ganzjährig Lebensraum für verschiedene Tierarten. Einige Vogelarten, Fledermäuse und Insekten genießen besonderen gesetzlichen Schutz. Das Aufbaumodul zum Artenschutz hat das Ziel, Informationslücken im Spannungsfeld Artenschutz und fachgerechte Baumpflege zu schließen. Außerdem soll es Handlungssicherheit beim Umgang mit dem gesetzlichen Artenschutz geben. Dabei steht der Praxisbezug im Vordergrund.
Neben rechtlichen Grundlagen wird vor allem Grundlagenwissen über relevante Artengruppen (Vögel, Fledermäuse, Käfer) mit ihren Ansprüchen an ihren Lebensraum vermittelt. Diskussionen zur praktischen Umsetzung an Fallbeispielen (auch während einer Exkursion) vertiefen die vermittelten Erkenntnisse.

Vertiefung Baumkontrolle
Dieses Seminar informiert im theoretischen Teil über die neueste Rechtsprechung zur Verantwortlichkeit bzw. Haftung bei Schadensfällen. Außerdem stellt es – aufbauend auf Modul 4 („Artspezifische Besonderheiten“) – weitere wichtige, gattungsspezifische Schadsymptome vor. Während intensiver Übungen an ausgewählten, problematischen Bäumen wird im praktischen Teil durch den fachlichen Austausch mit Kollegen künftigen Routinefehlern bei der Baumkontrolle vorgebeugt.

Baumschutz, Krankheiten
Neben der Beurteilung der Verkehrssicherheit sind auch die fachliche Beratung bei der Planung von schadensvermeidenden oder -minimierenden Maßnahmen (z. B. für Bäume auf Baustellen) und die Schadensdiagnose wichtige Aufgaben für einen Baumsachverständigen. In diesem Seminar werden Kenntnisse zu den Grundlagen und den Regeln der Technik für einen wirksamen Baumschutz vermittelt und die Fähigkeiten zur Schadensdiagnostik (u. a. durch Bestimmungsübungen nach makroskopischen Merkmalen von Fruchtkörpern holzzerstörender Pilze) gefestigt.

Literatur

•   FLL (Hrsg.): ZTV-Baumpflege. Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Baumpflege. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn 2006
•   FLL (Hrsg.): Baumkontrollrichtlinien. Richtlinien für Regelkontrollen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn 2010
•   FLL (Hrsg.): Baumuntersuchungsrichtlinien. Richtlinien für eingehende Untersuchungen zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn 2013

Der Autor: Henrik Weiß (E-Mail)
Dipl.-Ing. für Forstwirtschaft; öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Gehölze, Schutz- und Gestaltungsgrün, Gehölzwertermittlung, Baumsanierung und Bewertung der Verkehrssicherheit; Inhaber von Büro Baum & Landschaft, Dresden

 
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Standard und Improvisation bei der Rettung: Rettende Verbindungen

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Die technische Verbindung zwischen Retterin* und Verunfallter ist sicherlich nur ein kleiner und nicht der wichtigste Aspekt der Rettung. Aber spätestens, wenn es zu einer kompletten Übernahme der Verunfallten kommt, hängt an der Verbindung ein Leben. Dirk Lingens stellt standardisierte Verbindungen vor und zeigt Improvisationen für den Fall, wenn es mal nicht so ist, wie es sein sollte.

Womit wird verbunden?
Für alle Verbindungen sollen folgende Kriterien erfüllt sein:

• Zulassung für PSA-Systeme (z. B. EN 362, 354, 566, 358),
• mindestens ein textiler Bestandteil als „Gelenk“,
• einfache, selbsterklärende Funktion,
• zertifizierte Komponenten haben Vorrang vor selbstgebauten Lösungen.

Kurze Rettungsexpressschlinge mit zwei Karabinern (Abb. 1**)
Dies ist eine weit verbreitete Verbindung bei der Rettung.

Vorteil:
• einfache Handhabung.
Nachteile:
• zwei Karabiner, die verkanten oder sich öffnen können und die Platz brauchen,
• für nichts anderes zu gebrauchen.

Band- oder Rundschlinge mit einem Karabiner (Abb. 2)
Hier gibt es viele Angebote: von der einfachen Bandschlinge über vernähte/gespleißte Rundschlingen aus Prusikmaterial bis hin zu Ringloop oder Multisling. Auch wenn es nur eine banale Bandschlinge ist, so sollte doch die Gebrauchsanleitung gelesen werden! Da steht drin, was mit der Ausrüstung gemacht und vor allem was nicht gemacht werden darf.

Vorteile:
• nur noch ein Karabiner, der verkanten oder sich öffnen kann,
• mehr Platz bei kleinen Ringen oder engen Karabinern,
• je nach Wahl der Ausrüstung auch für andere Anwendungen zu gebrauchen (natürlich nur, wenn der Einsatz als Rettungsverbindung nicht ansteht).
Nachteile:
• die Anwendung wird gegenüber der Rettungsexe mit zwei Karabinern etwas umständlicher,
• vor allem bei Bandschlingen oder zu Rundschlingen vernähten/gespleißten Reepschnüren besteht die Gefahr, dass das Band-/Seilmaterial im Karabiner falsch eingehängt wird und die Verbindung sich unter Last öffnet. Hier hilft es den „Ring“ zu schließen, so dass nur zwei Augen am Ende verbleiben.

KB16-02: Rettende Verbindungen, Abbildung 1 bis 7

Halteseil (textil oder mit Stahlkern)
Das ist immer griff bereit. Vor allem die Kolleginnen, die mit zwei Halteseilen klettern, sind an dieser Stelle im Vorteil.

Vorteile:
• immer zur Hand,
• durch die Längenverstellbarkeit ergeben sich in schwierigen Situationen (Verunfallte weit weg, Anheben, Einsatz der Wippe (s. u.) mehr Möglichkeiten.
Nachteile:
• der Seilkürzer muss mit einem Stopper hintersichert werden (funktioniert auch bei einem Stahlseil),
• wieder zwei Karabiner im Einsatz,
• die Haltesicherung steht für die eigentliche Aufgabe nicht mehr zur Verfügung.

Integriertes System (Abb. 3)
Diese Variante ist eine schöne Lösung für vorgefertigte Rettungssysteme (z. B. Rettungsbanane).

Vorteile:
• nur ein Karabiner,
• längenverstellbar, ohne dass hintersichert werden muss,
• sofort einsatzbereit, nichts kann runterfallen.
Nachteile:
• etwas sperrig beim evtl. erforderlichem Wechselaufstieg,
• erfordert mehr Übung und Übersicht,
• erfordert sehr viel Übersicht, wenn es oben im Baum aufgebaut wird.

Improvisationen
Hier beginnt jetzt die große Spielwiese der Baumkletterinnen. Das Ziel der Rettung ist immer das zügige und vor allem sichere Aushängen der Verunfallten am Boden. Die Verwendung von dafür vorgesehener und vor allem vorbereiteter Ausrüstung ist definitiv der Porsche auf dem Rettungsweg.

Nun ist aber denkbar, dass der Porsche kaputt ist (oder die Abgasuntersuchung nicht bestanden hat), dass der Weg blockiert oder mit Hindernissen versehen ist. Alles ist denkbar. Genau dafür brauche ich immer einen Plan B: Ausrüstung am Gurt und Know-how im Kopf.

Da ich nicht alle Blumen der Wiese pflücken kann, hier nur ein paar davon:

• Die Verunfallte hat evtl. brauchbare Ausrüstung am Gurt (Kontrolle vor der Verwendung!).
• Mit dem Seilende lässt sich eine Verbindung herstellen (sogar karabinerlos).
• Drei Karabiner hintereinander sind sicher keine gute, aber bei entsprechender Kontrolle brauchbare Lösung.
• Lange Bandschlingen können verkürzt werden (abknoten oder verdrei/vier/fünffachen).

Wo wird verbunden?
Jede Verbindung zwischen den Gurten muss an zentralen, tragfähigen Punkten erfolgen. Seitliche Halteösen sind auch denkbar, sind aber spätestens bei der Komplettübernahme sehr schmerzhaft. Materialschlaufen o. Ä. würden spätestens bei der vollständigen Übernahme (die immer mit eingeplant werden muss) versagen. Folgendes ist möglich:

Zentralkarabiner der Retterin – Ring der Verunfallten (Abb. 4)

Vorteil:
• ermöglicht das Aussteigen der Retterin aus dem System am Boden (die Notwendigkeit kommt selten vor); Sonderpunkte bei Wettkämpfen und Vorführungen.
Nachteile:
• kompliziert, etliche Fehler sind denkbar, z. B.:
• beim LockJack oder ZigZag wird im oberen Karabiner eingehängt,
• wenn nicht auf der Verschluss abgewandten Seite eingehängt wird, kann es zu Beschädigungen kommen,
• Karabiner-Ring-Schema wird vertauscht und die Verbindung bei der Verunfallten im Zentralkarabiner eingehängt (bei der Übernahme sehr ungünstig),
• bei Querzug auf den Zentralkarabiner (z. B. Außenastbereich) kann es dazu führen, dass sich der Karabiner quer stellt – und so bleibt.

Ring – Ring (Abb. 5)

Vorteil:
• bestechend einfach.
Nachteil:
wenn kein Ring am Gurt ist, muss umgedacht werden:
• bei der Retterin kommt die Verbindung in den Zentralkarabiner auf der Verschluss abgewandten Seite,
• bei der Verunfallten direkt ins Gurtband.

Sondersituationen:

Hitch Climber: Hier kann die Verbindung auf der Retterinseite auch in die Rolle gehängt werden (Abb. 6).
• Beim Einsatz der Wippe zum Anheben der Verunfallten beim Steigeiseneinsatz oder bei der Rettung aus dem Aufstiegssystem kommt die Verbindung (idealerweise längenverstellbar) auf der Verunfalltenseite in den Karabiner des Rettungsseiles. Das schafft eine zusätzliche Redundanz für die Retterin (Abb. 7).
• Ist die Retterin mit SRT unterwegs, gilt oben Gesagtes in der Regel genauso. Geschrieben ist der Artikel aber für die Verwendung des umlaufenden Doppelseilsystems. Es muss also im Einzelfall geprüft werden, ob die Aussagen übertragbar sind.

* Männer sind sprachlich mit inbegriffen.
** In den Abbildungen stellt Grün immer die Retterin, Rot die Verunfallte dar.

Der Autor: Dirk Lingens (kletterdienste.de)
Selbstständiger Baumpfleger, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule, Autor des Buches „Baumknoten

 
Online blättern im Kletterblatt 2016: "Rettende Verbindungen" Nach oben
 

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TUKK 2.1 – SRT: Das Beste aus zwei Welten

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Thomas Vogel, alias Jonathan – so nennen ihn seine Freunde –, arbeitet neben seiner Tätigkeit als Baumpfleger und Waldorfpädagoge seit 15 Jahren im Bereich Kinderklettern. Für das Aufsteigen in Bäume hat er 2007 im Kletterblatt seine Tukk-Technik vorgestellt, damals noch mit Knotentechnik. Inzwischen hat er die Methode weiter verfeinert und optimiert.

Während sich die Fach-Kletterwelt darüber streitet, ob Einfachseiltechnik (SRT) oder die umlaufende Doppelseiltechnik (SKT) mehr Vorteile beim Klettern bietet, kombiniert die TUKK-Methode von Jonathan beide Welten miteinander: Aufstieg an stehenden Seilen mit ergonomischem Bewegungsablauf, der dem natürlichen Wechsel beim Treppensteigen entspricht; gleichzeitige Verfügbarkeit von umlaufendem Seilsystem (mit den Vorteilen des geschmeidigen Dosierens und des kraftsparenden Flaschenzug-Effekts) und Stehendseil-System (mit den Vorteilen des direkten Aufstiegs ohne Wegverlust oder Verhinderung von Reibung oder Blockieren von Seilsträngen z. B. bei Ast-Umlenkungen).

In der im Kletterblatt 2007 vorgestellten Aufstiegsvariante TUKK hängt der Kletterer im durchhängenden Klemmknotenseil. Das ist mittels Blake-Knoten an beiden Seilsträngen befestigt und mittels zweitem durchhängendem Klemmknotenseil auch in der Länge verstellbar.

Später hat Jonathan die Blake-Knoten durch Klemmen ersetzt (er schwört auf das mitlaufende Sicherungsgerät von Camp) und einige Jahre damit gearbeitet. Die Anordnung war exakt die gleiche, d. h. bei der „Walking“-Bewegung waren die Klemmen Überhand angeordnet.

Bei einem Besuch im Freeworker-Shop kam er mit dem Fachberater Bernd Hartl ins Gespräch. Bernd ist nicht nur gelernter Werkzeugmacher, sondern auch begeisterter T5-Geocacher und hat Spaß am Tüfteln. Zuerst erprobten sie die Idee, die Klemmen direkt an die Gurtzentrale kurz zu hängen und beim Aufstieg mit den Händen über den Klemmen wechselweise zu greifen. Das Nachziehen der Klemmen wurde mit Gummizug um den Hals sichergestellt, wie es viele beim Einfachseilaufstieg praktizieren.

Das System funktionierte sehr gut beim Aufstieg, nicht aber beim Wechsel vom Stehendseil (SRT) zum umlaufenden Seil (SKT). Denn aus dem Handgelenk lassen sich die mitlaufenden Klemmen nicht so feinfühlig dosieren wie mit ausgestrecktem Arm bei der vorher verwendeten Langversion. Kurz nachgedacht, im Shop umgeschaut und Lösung gefunden. Klemmen und Klettergurt wurden einfach mittels längenverstellbarer Schlinge verbunden (Adjust I von Petzl).

KB16-02: TUKK 2.1, Abbildung 1

Das Übergreifen mit den Händen war Jonathan zu anstrengend (60 Jahre hinterlassen auch bei ambitionierten Baumkletterern ihre Spuren), weshalb er über den Klemmen noch zwei Handsteigklemmen einbaute, die er wie schon bei seiner ersten TUKK-Version kommunizierend mittels Schlinge (A) durch Karabiner (B) umgelenkt mit den Klemmen verband. Dadurch spart er sich den Gummizug um den Hals, der vorher die Klemmen mit hochschob. Stattdessen werden die Klemmen jetzt mit jedem Hochschieben einer der Handsteigklemmen automatisch nachgezogen. Jonathan ist begeistert über den leichtgängigen Aufstieg, selbst für einen Baumpfleger wie ihn „im fortgeschrittenen Alter“ (Original-Zitat).

Und hier noch einige Details:
Die mitlaufenden Seilklemmen sollen beim Aufstieg möglichst unbeweglich miteinander verbunden sein. Deshalb mit Mini-Zurrgurt fixieren (D). Klemmen dabei nah am Gurt führen. Bei Übergang in die umlaufende Doppelseiltechnik einfach den Mini-Zurrgurt entfernen, Handsteigklemmen ausbauen und die verstellbare Schlinge (E) verlängern, damit die mitlaufenden Seilklemmen (C) hoch hängen (besser zu dosieren). Je nach verfügbarer Seillänge der einzelnen Seilstränge wird mal die eine, mal die andere mitlaufende Seilklemme gelöst. Für schnelles Abseilen nutzt Jonathan das Robot von Camp (F). Wie schon bei TUKK 1.0 braucht es zwei Fußsteigklemmen für den Treppenaufstieg (inzwischen gibt es Fußsteigklemmen für Rechts und Links). Beim Aufstieg am stehenden Seil nicht vergessen, Seilstränge zu beschweren. Damit auch das Kambium geschont wird und er beim Wechsel zwischen stehend und umlaufend nicht umgebaut werden muss, empfiehlt Jonathan den E-Tuber.

Eines weiß Jonathan aber schon jetzt: Auch bei dieser Lösung müssen noch ein paar Details verbessert werden. Deshalb hofft er auf kreativen Input von anderen jüngeren Kollegen (E-Mail). Wir freuen uns schon jetzt auf neue Varianten.

Der Autor: Thomas Vogel (E-Mail)
Gartenbau-Ingenieur, Waldorfpädagoge; seit 1976 Baumpflege im Obstbau; Arbeit mit SKT seit 1999; organisiert seit 2001 Erlebniskletterkurse mit Schulklassen im „Baum-Raum“

 
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Schmetterlingsknoten … da geht mehr in SRT

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Das Baumknotenbuch von Dirk Lingens gibt es jetzt in vier Sprachen. Das ist für uns Anlass, zwei Knoten aus dem Buch vorzustellen und einen eigentlich bekannten Knoten mit neuer Variante für SRT vorzustellen.

Das Knotenbuch „Baumknoten für Kletterer und Bodenleute, zusammengestellt von Dirk Lingens“ erscheint jetzt auch in einer französischen Ausgabe. Dirk Lingens gilt schon lange als Knoten-Koryphäe und war regelmäßig mit originellen Knoten im Kletterblatt präsent oder er analysierte problematische Situationen und bot praktische Lösungen an. Im ersten Kletterblatt 2004 beschrieb er die Problematik bei der Sicherung des Palsteks und präsentierte eine Lösung in der ihm eigenen Art: „Eine Lösung wäre es, auf einen anderen Knoten umzusteigen. Am besten auf den Karabiner fixierenden Knoten, z. B. den Spierenstichendknoten. Wer sich aber in den Palstek verliebt hat …“ Aber die einfache Lösung, auf einen anderen Knoten umzusteigen, das ist nicht Lingens’ Art. Er hatte eine Lösung mit dem Palstek.

Jetzt liegt sein Knotenbuch in vier Sprachen vor. Nach der deutschen, englischen und spanischen Ausgabe erscheint 2016 das Baumknotenbuch zusätzlich in Französisch. Das ist auch eine kleine Erfolgsgeschichte. Der Blick in das Knotenbuch lohnt sich und wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass Baumknoten ein ganzes Buch füllen können.

Zu diesem kleinen Jubiläum druckt das Kletterblatt zwei Knoten aus dem Baumknotenbuch ab. Wir danken Dirk Lingens für die Freigabe. Ausgewählt haben wir den Schmetterlingsknoten und die Motte. Vielleicht wundern Sie sich, dass wir den Schmetterlingsknoten ausgewählt haben, da er ja für Kletterroutiniers Alltag ist. Aber aufgepasst: Für Kletterneulinge ist es immer noch lohnend, auch den Schmetterlingsknoten zu kennen. Für die Routiniers hat Manuel Schuster eine clevere Idee, wie der Kletterer mit einem kleinen Trick die Vorteile des altbekannten Knotens in der Kombination mit SRT nutzen kann.

Und die Motte haben wir ausgewählt, weil sie oft auch Schmetterling genannt wird.

KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 1 bis 5

Schmetterlingsknoten:

Anleitung:
Entweder wie Abb. 1, Abb. 2.1 zu Abb. 3 oder Abb. 1, Abb. 2.2 zu Abb. 3.

Anwendung:
Entweder zum Würgen des Aufstiegsseiles oder zum Einhängen von Umlenkungen bei Flaschenzügen (hier ist jedoch die halbe Acht schöner).

Vorteile:
Die Enden kommen in Belastungsrichtung gerade aus dem Knoten heraus.

Bemerkung:
Man sieht schon einmal die Motte, die als Schmetterling verkauft wird.

Motte:
Manchmal wird die Motte auch als Schmetterling bezeichnet.

Anleitung:
Wie in Abb. 4 gezeigt einen Slipknoten machen und das Auge mit dem geslippten Ende mittels eines Halben Schlages fixieren (Abb. 5).

Anwendung:
Wer seine Wurfleine mit Beutel aus der Baumkrone heraus in die Nachbarkrone wirft, kann seinen Fanghaken sehr schön mit der Motte einhängen.

Vorteile:
Die Motte geht gut wieder auf. Die Größe des Auges lässt sich beim Binden mittels fixierten Slipknotens sehr schön regulieren (wichtig beim Einsatz des Fanghakens).

Nachteile:
Wenig Einsatzmöglichkeiten.

Bemerkung:
Wer keinen Fanghaken hat, braucht auch keine Motte. Man muss nur wissen, dass es kein Schmetterling ist.

Schmetterlingsknoten in der Einfachseiltechnik
Wie beim Abwürgen des Aufstiegsseiles am Ankerpunkt kann der Schmetterlingsknoten auch bei der Verwendung von SRT zum Einsatz kommen.
Durch ein mit Schmetterlingsknoten am Ankerpunkt gewürgtes Einfachseil ist jederzeit ein Rettungszustieg möglich. Wenn der verletzte Kletterer an der stehenden Seite hängt, reicht die Reibung im Knoten und an der Astgabel aus, um am „losen“ Seil als Retter aufsteigen zu können.
Allerdings gibt es Probleme beim Ausbau des Systems, wenn man den Vorteil der SRT nutzen will und natürliche Umlenkungen verwendet. Spätestens wenn der Schmetterlingsknoten an der Astgabel der Umlenkung angekommen ist, entsteht hier so viel Reibung, dass man das Seil nicht mehr abziehen kann.

Wenn man schon beim Einbau des Systems einen weiteren Schmetterlingsknoten etwas unterhalb der Astgabel ins lose Seil knotet und dort eine Rolle um den stehenden Strang einhängt, kann man das Seil auch wieder ausbauen, obwohl man umgelenkt hat. Die Reibung wird durch die Rolle gemindert und so kann ein dünnes Seil wieder ausgebaut werden. Man hat also den wichtigen Rettungszustieg abgesichert und mit den Vorteilen der Umlenkungen bei der Single Rope Technique kombiniert.

KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 6 Abbildung 6:
Einbau vom Boden und Aufstieg.
KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 7 Abbildung 7:
Am stehenden Seil geklettert und durch eine Astgabel umgelenkt.
KB16-01: Schmetterlingsknoten, Abbildung 8 Abbildung 8:
Ausbau nach dem Klettern. Die Rolle sorgt dafür, dass man das Seil trotz Umlenkung abziehen kann.

 

Und immer gibt es noch eine bessere Variante. Haben auch Sie eine Anmerkung zum Schmetterlingsknoten, eine Kritik oder eine pfiffige Idee? Oder vielleicht eine ganz neue Knotenvariante? Ihre Kletterkollegen freuen sich über neue Knotenideen. Wir veröffentlichen Ihre Ideen und bringen die Knoten zu den Baumkletterern: baumknoten@kletterblatt.de

Tipp
Alle Kletterblatt-Artikel von Dirk Lingens finden Sie hier im Kletterblatt-Archiv.

 

Der Autor: Manuel Schuster (E-Mail)
B.Sc. Arboristik, Ausbilder der Münchner Baumkletterschule, zertifiziert: RAL Gütezeichen Baumpflege

 
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Begegnung im Baum – Waschbär trifft Baumpfleger

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Wenn ein Baumkletterer zum Arbeiten in den Baum steigt, erwartet er nicht, einem Waschbären zu begegnen. Das kann allerdings vorkommen. Drei Mitarbeiter der Firma Baumdienst Döge in Nürnberg haben diese Begegnung mit einem Waschbär gehabt. Oliver Paul fand diese Begegnung so interessant, dass er sie dem Kletterblatt vermittelt hat.

Dieser Artikel ist auch auf baumpflegeportal.de erschienen.
 
Waschbär im Baum

Der Autor: Raphael Lutsch ( E-Mail) Mitarbeiter der Firma Baumdienst Döge, war bei der Begegnung dabei und hat für das Kletterblatt den Bericht verfasst.

 
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Dirk Lingens – Top-Handle versus Rear-Handle

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Sind die Tophandle wirklich die Spezialsäge für die Baumpflege, geeignet für kleine Schnitte in engen Baumkronen? Sägen, die das Potential haben die Vorschriften zu ändern? Dirk Lingens, Baumpfleger, SKT-Ausbilder, Knotenpapst und kritischer Geist aus dem Norden, verneint das vehement. Er meint, Tophandles seien die schlechtere Alternative, wie er im folgenden Beitrag beschreibt.

Auf vielen Baum-Baustellen sind die Top-Handle Maschinen Usus. Da ich sehr viele Diskussionen bezüglich deren Verwendung führe, möchte ich hier nochmal einige Argumente zusammenführen.

Als ich vor 18 Jahren mit der Baumpflege begann, kaufte ich mir eine Top-Handle. Das war einfach „die“ Baumpflegesäge. Erst ein paar Jahre später sah ich bei einem Kollegen das dazugehörige Rear-Handle Modell. Ich nahm sie in die Hand, lieh sie mir für einen Auftrag aus und war begeistert. Sicherheit und Ergonomie überzeugten mich. Wie viele wissen, stelle ich seitdem die Verwendung von Top-Handle-Maschinen in Frage.

Was spricht für die Verwendung einer Top-Handle?

  1. Diese Modelle sind meist leichter.
  2. Teils gibt es die Modelle nur in einer T-Ausführung (Husqvarna Benzin-Sägen).
  3. In beengten Situationen in der Baumkrone, egal ob SKT- oder Bühneneinsatz, erleichtert die kompaktere Bauart das Sägen.

Was spricht für die Verwendung
einer Rear-Handle?

  1. Durch die lange Bauart kann aufgrund der besseren Hebelkräfte mehr Kontrolle ausgeübt werden – mehr Sicherheit.
  2. Dadurch sinkt auch der Kraftbedarf zur sicheren Führung der Säge – bessere Ergonomie.
  3. In einigen Kickback-Situationen ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kette am Körper vorbeigeführt wird, größer.
  4. Die Verwendung am Boden ist durch Leute mit normaler Motorsägenfachkunde (AS 1) möglich. (Top-Handle nur oben im Baum und mit „spezieller Ausbildung“. Nach meiner Lesart ist das SKT B oder AS 2, ohne dass das irgendwo genauer definiert wird.)

Dann wäre da noch das Thema „Einhandbedienung“. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass die Kaufentscheidung für ein T-Modell entweder

  • Unwissenheit über die Existenz der Alternative,
  • die starke Gewichtung eines der o.g. Vorteile
  • oder eben der Wunsch nach einer Einhandsäge ist.

Sicherheit:

Wer von Unfällen weiß, die ursächlich aufgrund der einhändigen Bedienung der Top-Handle Maschine entstanden sind, weiß auch, dass das wohl kaum in den Unfallbericht für die BG kommen wird. Dort wird vielmehr eine andere Geschichte erzählt werden, die erklärt, warum es zur Verletzung der linken Hand gekommen ist. Die Aussagekraft der Unfallstatistik ist daher nur eingeschränkt. Das Lesen zwischen den Zeilen ist da schon hinweisreicher, aber auch nicht beweisbar.

Ergonomie:

Ich kenne keine Studie, die besagt, dass die Belastung für den Körper, insbesondere Schulter, Ellbogen und Handgelenk, bei der einhändigen Bedienung größer sei. Ich bin kein Arbeitsmediziner oder Physiotherapeut, aber für mich liegt das nahe.

Arbeitsabläufe:

Zugegeben: es ist sehr verführerisch mit der einen Hand die Säge zu führen und mit der anderen Hand das Holz zu halten oder zu drücken. Wer sich aber, so wie ich zu Beginn einer Zeit, Unterarmschnittschutz kauft, hat erkannt, dass dieses Arbeitsverfahren gefährlich ist, ohne die Konsequenz zu ziehen, es ganz zu lassen und Alternativen zu nutzen. Ich kann guten Gewissens behaupten, dass es immer gute andere Möglichkeiten gibt. Diese bestehen aus dem Dreiklang

  • gute Positionierung
  • geeignete Schnitttechnik
  • ggf. Einsatz von Rigging

Mein Schwerpunkt ist die SKT und daher müssen andere die Übertragbarkeit meiner Argumente auf den Bühneneinsatz bewerten. Die sperrigere Bauart meiner Rear-Handle bleibt in engen Kronen ein Nachteil.

Auch die gesetzlichen Grundlagen sind eindeutig:

„Der Arbeitgeber hat die nach den allgemeinen Grundsätzen des § 4 des Arbeitsschutzgesetzes erforderlichen Maßnahmen zu treffen, damit den Beschäftigten nur Arbeitsmittel bereitgestellt werden, die für die am Arbeitsplatz gegebenen Bedingungen geeignet sind und bei deren bestimmungsgemäßer Benutzung Sicherheit und Gesundheitsschutz gewährleistet sind. Ist es nicht möglich, demgemäß Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten in vollem Umfang zu gewährleisten, hat der Arbeitgeber geeignete Maßnahmen zu treffen, um eine Gefährdung so gering wie möglich zu halten…“ (Betrsichv § 4, Abs. 1) Sinngemäß wird im Absatz 4 das Gleiche nochmal in Bezug auf die Ergonomie formuliert. und%nbsp;„Bei der Arbeit ist die Motorsäge mit beiden Händen festzuhalten.“ (VSG 3.1 § 61 Abs. 4) und „Die zum Einsatz kommenden Werkzeuge und Geräte sind nach sicherheitstechnischen, ergonomischen und arbeitsspezifischen Gesichtspunkten auszuwählen.“ (VSG 4.2 Anlage 1 Abs. 9)

Auf dieser Grundlage wird die Gefährdungsbeurteilung formuliert und ich muss schon sehr gut begründen, warum die Top-Handle für den Einsatz im Baum sicherer und ergonomischer ist. Für den Einsatz am Boden dürfte mir das nicht gelingen.

Für die kritische Durchsicht bedanke ich mich bei Jan Brinkmann, Kiel.

Was meint Ihr?
Ist die Tophandle nur interessant, wenn man sie einhändig bedient und ignoriert, dass es verboten und gefährlich ist? Ist die Tophandle die Spezialsäge für die Baumpflege für kleine Schnitte und enge Baumkronen? Welche Gründe gibt es, die sie für den Einsatz in der Baumpflege prädestinieren? Oder hat Dirk Lingens Recht, wenn er sagt, Baumpfleger brauchen Rear Handle, keine Tophandle?Diskutieren Sie mit uns! Schreiben Sie uns ihren Kommentar per Mail an die Redaktion des Kletterblattes oder direkt in die Kommentarspalte unter diesem Artikel. Wir sind gespannt.

 

Tipp
Alle Kletterblatt-Artikel von Dirk Lingens finden Sie hier im Kletterblatt-Archiv.

 

Der Autor: Dirk Lingens (Kletterdienste.de)
ausbilder, entwickler und nervensäge bei der mbks, 49 jahre, schuhgröße 45, seepferdchen

 
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